Cnac in Châlons-en-Champagne: Échappées

© Vince VDH

Mit ihrem Abschlussprojekt Échappées machen die Absolventen des Centre national des Arts du Cirque, in Begleitung dreier erfahrener Künstler, ihre ersten Schritte auf der Bühne.

Die zwölf Zirkusartisten des 35. Jahrgangs des Cnac präsentieren das Ergebnis ihrer persönlichen Recherchen im wunderschönen historischen Zirkus von Châlons-en-Champagne, der Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurde. Drei Künstler, die ebenfalls ehemalige Schüler der Institution sind, begleiten sie in ihrem Diplomprojekt, das oft ihre erste wirkliche künstlerische Geste ist. An der Seite von Sylvain Decure und Mathieu Desseigne-Ravel, „freut sich“ Maroussia Diaz Verbèke darauf, Thomas Botticelli (Trapeztanz), Mats Oosterveld (Akrobatischer Tanz) und die Jongleusen Isaline Hugonnet und Yu-Yin Lin „mit ihrer Erfahrung zu unterstützen“. Die internationale Rekrutierung des Hauses (Taiwan, Schweden, Niederlande, Schweiz…) beweist die Exzellenz der Ausbildung

Nach ihrem Abschluss vor rund zehn Jahren hat Maroussia zwei Jahre lang ein langes Solo präsentiert, FIQ ! (Réveille-toi !) kreiert mit der Akrobatik- Truppe aus Tanger, sowie 23 Fragments de ces derniers jours in Brasilien* und sich dabei ohne Unterlass befragt, über „eine Emanzipation des Zirkusses, die in den 1980er Jahren begann, aber noch lange nicht abgeschlossen ist“. Sie schmiedet ihre eigenen Werkzeuge, lässt die Dramaturgie und die Regie, die dem Theater entliehen sind, hinter sich, zugunsten des Neologismus der „Circographie“, was alles andere als ein Detail ist. Trotzdem kommt es nicht in Frage diese Rolle bei jungen Talenten zu spielen, die das Ende ihrer dreijährigen Ausbildung erreichen. „Sie haben rund zwölf Minuten, um eine Nummer zu präsentieren – ein Begriff, den ich jenem des Auftritts vorziehe, selbst wenn er für einige zu sehr auf den traditionellen Zirkus verweist – vor einer Jury aus Fachleuten unter professionellen Bedingungen und vor Publikum. Meine Aufgabe ist es, sie zu begleiten, sie zu beraten, zu versuchen ihre Zweifel auszuräumen. Und ich erinnere mich daran, wie zahlreich diese sein können. Das ist ein großartiger Moment, denn sie erproben ihre Freiheit, ohne unter der Führung eines Regisseurs zu stehen. Es ist ihre Aufgabe alles zu circographieren, zu zeigen, wer sie sind, zu entscheiden, was sie verstecken…

Im Rückblick stellt sie fest, dass ihre eigenen damaligen Fragestellungen, im Jahrgang 2023 sehr präsent sind: „Die Problematik der Performance, die ich in meiner Laufbahn zugunsten der Poesie verworfen habe. Aber wenn man alle Geräte wegnimmt, macht man schließlich Theater oder akrobatischen Tanz. Dann kommen die grundlegenden Fragestellungen: Was fehlt mir und was ist Zirkus? Heute ist eine meine Antworten, die Freude daran eine Schwierigkeit zu überwinden. Das Interessante liegt darin, wie man das angeht, wie man sich diesen Weg aneignet.“ Ihr Ziel ist es „sie dazu zu bringen, sich auf der Bühne zu offenbaren, den Mut zu finden zu dem zu stehen, was sie anbieten“ und sie zitiert Winnicott: „Sich zu verstecken ist eine Freude, aber nicht gefunden zu werden ist eine Katastrophe“. Und das ist ebenso wahr für Kinder wie für Künstler.

Cnac
Cnac : les Échappées © Vince VDH

Im Cirque historique (Châlons-en-Champagne) vom 2. bis 7. Juni

cnac.fr

*In Ostfrankreich in der kommenden Spielzeit zu entdecken in den 2 Scènes (Besançon) 14.-16.02.24, dann im Maillon (Straßburg) 21.-24.02.24

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