Rococo connection: Auguste Renoir trifft auf das 18. Jahrhundert

Pierre-Auguste Renoir (1841–1919) Ruderer bei Chatou, 1879 Öl auf Leinwand National Gallery of Art, Washington, D.C., Gift of Sam A. Lewisohn Foto: Courtesy National Gallery of Art, Washington

In Frankfurt zeigt Renoir Rococo Revival auf intelligente Weise, dass der impressionistische Maler ein Erbe von Watteau, Fragonard und Konsorten ist.

Auguste Renoir sagte es ohne Umschweife: „Ich denke in aller Bescheidenheit, dass meine Kunst nicht nur von einem Maler (wie) Watteau, von einem Fragonard, einem Hubert Robert abstammt, sondern dass ich einer der ihren bin.“ Der gesamte Rundgang der Ausstellung ist eine strahlende Illustration dieser Behauptung, deren Wurzeln auf seine Ausbildungsjahre in der Porzellan-Manufaktur Michel Lévy Frères, zurückgehen, wo die Motive oft von Rokoko-Künstlern inspiriert waren. Und man versteht besser den von Renoir – der die Wände des Château de Wargemont, das seinem Mäzenen Paul Bérard gehörte, mit Blumensträußen und Still-Leben geschmückt hatte – in Anspruch genommenen dekorativen Charakter. Während er für die Zeichnung die gleichen Techniken wie seine Vorgänger benutzt – mit einer Vorliebe für Pastell und die Trois-crayons-Technik, eine Mischung aus Rötel, schwarzer und weißer Kreide –, strebt er in seinem Zeichenstrich auch nach Freiheit und erkundet identische Thematiken. In seinen Gemälden entfalten sich so „Fêtes galantes“– Liebespaare, Runden mit aristokratischen Freuden – die dem Geschmack seiner Zeit angepasst sind, deren Dekor nicht mehr eine idealisierte Natur ist, sondern genau identifizierbare Ausflugsziele (La Grenouillère, eine berühmte Einrichtung für Bäder, Kahnfahrten und Bälle am Ufer der Seine, zum Beispiel). Seine Schaukel (1876) und Ländliches Fest (um 1725-35) von Jean-Baptiste Pater strahlen einen ähnliche und charmante sorglose Leichtigkeit aus.


Die riesige Amazone Morgendlicher Ausritt im Bois de Boulogne (1873) ist die Erbin eines Reiterportraits von Marie-Antoinette, das Louis-Auguste Brun 1783 realisierte: Mit diesem Werk illustriert Renoir den Triumph des Bürgertums, indem der eine seiner Vertreterinnen in royaler Pracht darstellt. Im Laufe der Säle und Themen explodiert diese Verwandtschaft der Motive, die ihren Gipfel in den späten wollüstigen Gemälden wie Liegender Akt (Gabrielle) von 1903, mit üppigen Formen findet, das mit dem Ruhenden Mädchen (1751) von François Boucher kommuniziert, einer blonden Odaliske, die Marie-Louise O‘Murphy darstellt, die die Sinne von Louis XV. entflammte. Man muss dieses Duo der verschmitzten Erotik mit den Worten von Camille Mauclair im Kopf betrachten: „Es ist dasselbe Fest, dasselbe galante und launische Aufblühen, dieselben Augen, dieselben ein wenig platt gedrückten Profile, dieselben Lippen (…) in der Abkehr vom Denken und der ein wenig animalischen Freude am Leben. Es ist derselbe sinnliche, findige, fröhliche und dekorative Paganismus.

Im Städel Museum (Frankfurt am Main) bis zum 19. Juni
staedelmuseum.de

> Geführte Besichtigungen 05.04.-19.06. Di-So zu verschiedenen Uhrzeiten
> „Rendezvous mit Renoir“, 30.04. & 14.05., 19-23 Uhr, ein exklusiver Abend mit Führung und Drink im Städel-Garten
> Der Dokumentarfilm Renoir. Porträt einer Zeitenwende von Linn Sackarnd ist bis zum 30.05. in der Mediathek von Arte zu sehen

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