Venus was his name

Madame Pompadour, 1756, Bayerische Staatsgemäldesammlung, Alte Pinakothek, München I Dauer- leihgabe der Sammlung HypoVerein- bank, Member of UniCredit

François Boucher wird in Karlsruhe in einer Retrospektive gefeiert, die ein zartes Licht auf jenen wirft, der der Künstler des Rokoko par excellence war.

Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, der es wichtig ist, französische Künstler zu präsentieren1, konzentriert sich heute auf das Werk von François Boucher (1703-1770), zu dem die deutsche Institution eine lange Beziehung hat.2 Die Ausstellung – mit rund 120 Werken – die mit einem Saal eröffnet, der die Entstehung des Rokoko-Stils erläutert und Muscheln sowie Meeresmotive zeigt, die die damaligen Kunstschaffenden inspirierten, ist eine thematische Reise, die alle Facetten des Universums eines Mannes erkundet, dessen Spitzname „der größte Venus-Maler“ war. Die Göttin ist das Motiv mehrerer Werke, darunter eines Gemäldes von 1742, auf dem sie genüsslich Amor betrachtet, eine pummelige Putte, die mit einem Taubenpaar spielt. Wie so oft ist das Spiel der Blicke hier sehr subtil. Eine Palette voller zarter Nuancen, ein extrem leichter Pinselstrich, aristokratische und müßige Haltungen, eine allgegenwärtige Sinnlichkeit: Boucher glorifiziert die Frauen mit Finesse. Die vorbereitenden Zeichnungen, exquisite gemalte Skizzen und Rötelzeichnungen – mit wunderbaren liegenden Akten – illustrieren dies auf meisterliche Weise.

Mythologische Szenen (insbesondere mit einem beeindruckenden Wandteppich, der Venus in der Schmiede des Vulkan darstellt und von welchem die vorbereitenden Modelle gezeigt werden) oder reizende Pastorale: Die Kunst von François Boucher ist äußerst anmutig. So fängt er als Hofmaler von Louis XV. die Schönheit und Intelligenz der Madame de Pompadour ein, von welcher hier drei Portraits gezeigt werden. Eines darunter, riesig und ergreifend, ist ein legendäres Werk, das 1756 realisiert wurde und in der Alten Pinakothek in München konserviert wird: Wertvolle Stoffe und luxuriöse Accessoires machen aus der offiziellen Maitresse des Königs einen Ausbund an französischer Eleganz. Ein weiteres Meisterwerk, La Toilette (1742) erinnert an ein Eindringen in ein Boudoir, bei dem der Betrachter zum Voyeur wird: Eine junge Frau mit gepudertem Haar fixiert ihr Strumpfband vor ihrer Kammerfrau. Natürlichkeit und Humor – eine Katze, die schelmisch mit einem Wollknäuel spielt – vermischen sich mit einem Dekor voller Nippes und chinesischer Kunstgegenstände. Über der Szene von intensiver Preziosität liegt ein Hauch von Erotik, denn der verschmitzte Ausdruck der Schönen, deren Mouche, ein Zeichen der Leidenschaft, den Blick einfängt, ist ein Aufruf zur Liebe… Diese zeitlosen Gefühle sprechen den Besucher von heute an, dem die Ausstellung einige Anspielungen mit zeitgenössischen Vertretern der „rococo connection“ bietet: Eine Suppenschüssel von Cindy Sherman oder eine interaktive Installation zum Eintauchen von Elina Lukijanova. In Bloß ich übersetzt diese die stilistischen Elemente vom Ende des 18. Jahrhunderts in Klänge und Texte, was uns in einen erstaunlichen künstlerischen Raum versetzt.


In der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, bis zum 30. Mai
kunsthalle-karlsruhe.de

1 Darunter insbesondere De
gas (Poly Nr.173), Fragonard
 (Poly Nr.163) und Corot 
(Poly Nr.152).

2 Zunächst Gemäldekabinett der Markgrafen und Großherzoge ist die ursprüngliche Sammlung der Staatlichen Kunsthalle Anfang des 16. Jahrhunderts entstanden. Die Markgräfin Karoline-Luise von Baden gab bei Boucher zwei Pastorale in Auftrag, kaufte mehrere seiner Skizzen und sechs Pastell-Studien.

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