Manos maestras

Ecce Homo © Dominique Provost

Mit Meister des Spanischen Barocks ehrt das MNHA die Malerei und Bildhauerei von Mena, Murillo oder Zurbarán.

Das 17. Jahrhundert war in Spanien ein „Goldenes Zeitalter“: Unter den italienischen Einflüssen der Gegenreform verschreiben sich zahlreiche Künstler einem barocken Stil im Dienste der Kirche. Auch wenn die Epoche vor allem namhafte Maler wie Murillo oder Zurbarán hervorbringt, befasst sich die Ausstellung auch mit der Skulptur, dem unterschätzten „kleinen Bruder“ einer Zeit, in der die beiden Künste koexisitieren und sich gegenseitig bereichern. So werden acht hyperrealistische Skulpturen von Pedro de Mena neben dem Mystizismus von Zurbarán und seinem Clair-obscur (ganz in der Linie von Caravaggio) ausgestellt: Ecce Homo und Mater Dolorosa, zum Beispiel erwecken Mitgefühl und Faszination gleichzeitig, dank einer großen Detailverliebtheit in den Gesichtszügen, dem Holz und den Materialien. Die Präzision des Künstlers erlaubt es ihm komplexe Portraits zu realisieren. Als essentielle Elemente der katholischen Frömmigkeit tragen die Blutspuren Christi – die man bis in seinen Bart hinein findet – und die Tränen seiner Mutter zu einem makabren Realismus bei, der zur Meditation einlädt.

Die Ausstellung dringt buchstäblich in das Innerste der Werke des Bildhauers vor, anhand einer Serie von Röntgenaufnahmen, die in einer Kooperation mit dem Service für bildgebende Verfahren des Centre Hospitalier du Nord in Ettelbrück entstanden sind. Diese Initiative erlaubt es, die Verbindungstechniken und den materiellen Aspekt zutage zu bringen. Die verschiedenen Teile eines komplexen Puzzles offenbaren sich und tragen dazu bei, ihre Aura zu entmystifizieren. Kopf, Arme und zusammengefügte Hände oder Augen auf der einen Seite. Nägel, Stifte und Haken auf der anderen. So enthüllt die Figur des Heiligen Franz von Assisi ihre Kunstgriffe. Die Bilder zeigen den Sinn für Details bis hin in die Stoffe, die der Heilige trägt, die einen rauen und ausgefransten Eindruck machen. Pedro de Mena schnitzt Maschen ins Holz, die der Kleidung ihren lebendigen und dreidimensionalen Effekt verleihen. Die auf den Photographien sichtbaren Einschläge zeugen von einer extrem detaillierten Arbeit. Um die Aufmerksamkeit auf die Komplexität der Barock-Skulpturen zu lenken, empfängt ein Saal mit einer didaktischen Einleitung den Besucher. Der Restaurierungs-Service des MNHA hat Videos aufgenommen, die die Geheimnisse der Herstellung nachempfinden, welche den Werken ihren hyperrealistischen Aspekt verleihen. Kragen aus Hasenhaut, Grundierung und blaues Pigment für ihren Mantel, die Aufmachung der Mater Dolorosa lädt auf zweierlei Weise zur Betrachtung ein: jene des Mitgefühls und jene der Technik.


Im Musée national d’histoire et d’art (Luxemburg), bis zum 21. November
mnha.lu

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