Luxembourg Art Week und die zeitgenössische Szene

Nina Rike Springer, WHOLE LOTTA LOVE pink, 2023

Feste Größen und Newcomer zeugen bei der 9. Luxembourg Art Week von der Dynamik der zeitgenössischen Szene.

In weniger als einem Jahrzehnt hat es die Luxembourg Art Week geschafft sich im Kalender der internationalen Kunstmessen durchzusetzen. Mit rund 80 Ausstellern aus fünf Kontinenten entfaltet sich ihre neunte Ausgabe in drei Teilen mit sehr unterschiedlichen Ambitionen. Im Main findet man die Großen des Sektors, die unter anderem eine Étude de paysages von Christine Safa (Lelong & Co.,) zeigen, die badenden Nilpferde von Guo Changliang (Galerie Anja Knoess) oder auch die Tintenprojektionen auf Glas von Justin Weiller (Galerie Romero Paprocki). Zukunftsorientierter stellt Take off die junge zeitgenössische Szene in den Vordergrund, mit aufsteigenden Galerien, artist-runspaces und Kollektiven. Hier trifft Tell me more des Kaliforniers Jeffrey Cheung, ein androgyner Akt, der die Queer-Identität feiert (Bim Bam Gallery), auf ein mitreißendes Portrait eines Kindes mit dem Titel Royalty, aufgenommen vom sehr vielversprechenden ghanaischen Photographen Sarfo Emmanuel Annor (erst 21 Jahre alt!), vertreten von The Bridge Gallery, sowie eine hypnotisierende Lié#2, eine zarte Holzgravur, mit roter Tinte unterstrichen, die man der Straßburgerin Irma Kalt verdankt (Galerie Modulab).

Luxembourg Art Week
Luxembourg Art Week: Lié#2 © Irma Kalt (Galerie Modulab)

Der dritte Abschnitt wird abwechselnd dem Solo, Serien persönlicher Ausstellungen oder einem Focus gewidmet, der eine europäische Hauptstadt ins Zentrum stellt. Im Jahr 2022 standen sechs Bildhauer im Vordergrund, in diesem Jahr geht es auf nach Wien für eine eklektische und durchschlagende Auswahl. ZS art Galerie trifft die kühne Wahl des Minimalismus, indem sie unter anderem Dream the canvas 1 von Marie-France Goerens präsentiert, eine Collage aus Leinwand und Acryl, während Ernst Hilger My dearest Shadow des Duos Asgar / Gabriel zeigt, ein imposantes und mysteriöses Ölgemälde, das die Kunst des Portraits entstaubt. Aber es ist zweifelsohne die Galerie Sturm & Schober, die die begeisterndste Auswahl getroffen hat: Die Photographin Nina Rike Springer demonstriert ihr Talent für die Mischung verschiedener Gattungen mit Whole lotta love pink, einem Selbstportrait, das ebenso dem Konstruktivismus wie der Pop Art zuzuordnen ist. In einer ganz anderen Art und Weise realisiert herman de vries eine Kommunion zwischen Kunst und Natur mit proofs from the carres d’acres roussillon, einer zarten Farbabstufung in Orangetönen, die er erzielt, indem er Erde, die er auf den Wegen Südfrankreichs aufgesammelt hat, auf die Leinwand reibt. Das Meisterwerk des österreichischen Vorsitzes, das wunderbare Boy with flowers, erlaubt es, in das ungewöhnliche Universum der zu verkannten Mary A. Waters einzutauchen. Ihre verblüffenden realistischen Portraits sind von der Ästhetik der klassischen westlichen Malerei inspiriert, wobei sie vielleicht eine andere Lektüre der Geschichte suggerieren.


Auf dem Champ du Glacis (Luxemburg) vom 10. bis 12. November
luxembourgartweek.lu

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