Gast Michels im MNHA Luxembourg

Gast Michels au MNHA Luxembourg : Formule X, 1992, Acrylic on canvas, 90 x 70 cm (c) Gast Michels Estate

Mit Gast Michels : Movement in colour, form and symbols, blickt das Musée national d’Histoire et d’Art de Luxembourg auf die dreißigjährige Karriere des Künstlers zurück.

Man nannte ihn den „Waldmann“, so sehr beeinflusste die Region des Müllerthals seiner Kindheit, mit seinen intensiv grünen Bäumen, seinen Grotten und seinen Sandsteinfelsen seine Vorstellungswelt. Als Maler, Bildhauer und vor allem genialer Beobachter der Realität hat Gast Michels (1954-2013) die Kunst der 1990er-2000er Jahre im Großherzogtum geprägt, insbesondere, da er Werke in Form von ausgeklügelten Graffitis in den öffentlichen Raum seiner Mitbürger eingebracht hat – man denke an Atmosphère urbaine (Atmosphäre der Stadt), eine Wandfreske von 258 m2, die er 2006 für die Stadt Luxemburg realisierte. Als neugieriger Tausendsassa und Freund von Experimenten hat jener, dessen richtiger Name Gaston François Michels ist, seinen Stil immer graphischer und abstrakter werden lassen, mit charakteristischen, ausdrucksstarken Pinselstrichen. Er hat den Schaffensakt oft mit einem Boxkampf verglichen, der sich zwischen ihm und der Leinwand abspielt, mit angespannter Gestik und konzentriertem Blick. Diese Körperlichkeit spürt der Besucher im gesamten Rundgang, der vom MNHA in dieser ersten breiten Retrospektive präsentiert wird, von den legendären Unterhölzern in Lune pâle (Blasser Mond, 1989) bis zu den vibrierenden Créatures (Kreaturen, 1994), seinem gigantischen und fesselnden Wandteppich von Aubusson. Hier ist alles Vibration und Bewegung. Formen und Farben reißen einander in einem bizarren altüberlieferten Tanz mit. Das Auge weiß nicht mehr, wo es sich festhalten soll. Man wähnt sich im Angesicht einer Felsenmalerei aus der Frühgeschichte: Art Brut und Lebensenergie.

Trotz des Eindrucks der Spontaneität, den seine Werke vermitteln, wird nichts in seinen Werken dem Zufall überlassen“, unterstreicht Lis Hausemer, die Kuratorin einer Ausstellung, die in enger Zusammenarbeit mit dem Cercle Cité und der Stiftung Gast Michels Estate gestaltet wurde, welche von den Söhnen des Malers geführt wird. „Die zahlreichen Bildelemente sind die Komponenten einer immer sehr ausgeklügelten Struktur. Michels platziert sie wie ein Baumeister den Raum organisiert, um die perfekte Ausgeglichenheit zu finden.“ Mit seinem Rad und seinen Sternen, seinen leuchtenden Farbflächen in gelb und blau führt Formule x (1992) auf wunderbare Weise die einzigartige plastische Sprache des gebürtigen Echternachers ein, der eine fast semiotische Herangehensweise an die Malerei entwickelt hat. Von wiederkehrenden Symbolen heimgesucht (Pfeil, Kreuz, Axt, etc.), nimmt sein Werk manchmal die Züge von Schrift- Spuren aus Urzeiten an, die plötzlich, von einem witzigen, spitzen und schelmischen Geist, der ein wenig an einen Keith Haring erinnert, in die Gegenwart geworfen wurden.


Im Musée national d’Histoire et d’Art (Luxemburg) bis 26. März
mnha.lu

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