Baden-Baden : die Capitale d’Été

Photo de Hans van der Woerd

Mit La Capitale d’Été präsentiert das Festspielhaus Baden- Baden einen Ausflug in romantische Gefilde mit dem großen kanadischen Dirigenten Yannick Nézet-Séguin.

Die Idee hinter La Capital d’Été ist es „den Geist der Zeit zwischen 1840 und 1870 wieder aufleben zu lassen. Den Namen hatte der Journalist Eugène Guinot 1847 erstmals verwendet. Im Winter, so Guinot, sei Paris die Hauptstadt des Kontinents, im Sommer Baden. Tout Paris kam im Sommer an das Flüsschen Oos und natürlich auch Künstler, Kurtisanen und gekrönte Häupter. Superstar Pauline Viardot gab Konzerte mit Clara Schumann am Klavier, Hector Berlioz wanderte, diri- gierte und komponierte, Johanne Brahms und Clara Schumann pflegten ihre Freundschaft und spielten sich gegenseitig das „Komponierte vom Tage“ vor. Da wäre man gerne dabei gewesen“, beschreibt Benedikt Stampa. Und um diesen Geist der Zeit zu feiern hat der Intendant des Festspielhauses Yannick Nézet-Séguin eingeladen, für den die Badestadt zum „summer home“ geworden ist: Diejenigen, die sich an den über- wältigenden Beethoven-Zyklus des musikalischen Direktors des Mets erinnern, warten ungeduldig darauf ihn mit dieser Ode an die Romantik an der Spitze des Chamber Orchestra of Europe zu entdecken, zu dem er eine intensive Verbindung aufgebaut hat. Seine Essenz fasst das Eröffnungskonzert zusammen (08.07., 20 Uhr) mit der Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68 von Brahms. Diese Seiten, die in Baden-Baden fertiggestellt wurden, sind von extremer Tiefgründigkeit und drücken die Reife eines Mannes von 43 Jahren aus: Noch von seinem Meister Schumann beeinflusst – das Allegro ist fast ein Zitat von Manfred – und vom großen Beethoven, dessen Schatten über der Partition schwebt, findet er einen originellen Weg von atemberaubender Schönheit. Sie stehen dem Klavierkonzert a-Moll op. 7 gegenüber, das Clara Schumann mit 16 Jahren schrieb, interpretiert vom aufsteigenden Stern Beatrice Rana. 

Man findet sie an der Seite des kanadischen Dirigenten am Klavier wieder, für ein Klavier zu vier Händen (09.07., 18 Uhr) und in einem Programm in dem das Klavierkonzert a-Moll op. 54 von Robert Schumann neben der Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73 des Autoren von Ein deutsches Requiem (10.07.,17 Uhr) gespielt wird, einer Ode an die allmächtige Natur mit einem Schleier von durchdringender Nostalgie. Ein romantisches Spiegelspiel setzt sich in Begleitung von Brahms und seinem Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll op. 15 fort (mit Seong-Jin Cho, einem weiteren Virtuosen, der nicht mal dreißig Jahre alt ist), assoziiert mit der Sinfonie Nr. 3 g-Moll op. 36 von Louise Farrenc (15.07., 20 Uhr): „Sie war die erste Klavier-Professorin am Pariser Conservatoire und komponierte viele sehr schöne Werke. Es ist höchste Zeit, den Komponistinnen des 19. Jahr- hunderts endlich die Podien zu geben, die sie verdient haben.“, fasst Benedikt Stampa zusammen, der die Tarnkappe dieser brillanten Komponistin lüften möchte. So wird in einem ande- ren Konzert ihre bemerkenswerte Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 35 von einem Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur op. 83 (17.07.) begleitet, durchzogen von einer Modernität, die die Musik aus dem 19. Jahrhundert zu holen scheint, um sie in den Tumult des 20. Jahrhunderts zu werfen.


Im Festspielhaus (Baden-Baden) vom 8. bis 17. Juli
festspielhaus.de

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