Œil-Flamme: eine Retrospektive zu Jonathas de Andrade

Achados e Perdidos, 2020

Die Retrospektive Œil-Flamme, die Jonathas de Andrade gewidmet ist, ist ein Eintauchen in die trügerische Vorstellungswelt eines angeblich glücklichen Brasilianers.

Suche Brünetten mit großen Händen, um das Plakat des Museums des Menschen aufzuhängen. Ich zahle 30 Reais. Rufen Sie an unter 8425-9646“. Im Jahr 2012 gibt Nordestin Jonathas de Andrade mehrere Kleinanzeigen dieses Typs auf. Es ist der Beginn seines großen Projekts Museu do Homem do Nordeste, das das idealisierte Bild eines fröhlich gemischten Brasiliens dekonstruiert, welches in der gleichnamigen Institution, die 1979 in Recife vom Soziologen Gilberto Freyre gegründet wurde, noch beliebt war, dessen Thesen heute stark von den Bewegungen der schwarzen und indianischen Bevölkerung kritisiert werden. Die rund zehn Aufnahmen, die im Crac Alsace aufgehängt wurden, spielen mit den Codes des anthropologischen Archivs, lassen Zweideutigkeit schweben über diesen Körpern mit sonnenverbrannten Muskulaturen, die der Künstler schelmisch sexualisiert hat. Die Homoerotik durchzieht sein gesamtes Werk, von den 120 T-Shirts, die noch voller Schweiß von Bauarbeitern, Angestellten von Großröstereien, Gabelstaplerfahrern sind in der Installation Suar a camisa (2014), bis zu den großzügig gefüllten Badehosen von Achados e Perdidos (2020). In O Peixe (2016), das wie ein ethnographischer Dokumentarfilm gedreht wurde, inszeniert jener, der Brasilien bei der Biennale von Venedig 2022 vertritt ein Pseudo-Ritual, das von den Fischern in Alagoas aufrechterhalten wird, die ihre Fänge lasziv in den Armen hielten, um ihnen den Übergang ins Jenseits zu erleichtern. Wenn Der alte Mann und das Meer eine Romanze wäre, würde sie so aussehen!


Im Crac Alsace (Altkirch) bis 18. September
cracalsace.com

Das könnte dir auch gefallen