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Feu! Chatterton taucht aus seinem wunderbaren Labyrinthe auf

Feu! Chatterton © Fifou

Feu! Chatterton kommt zurück mit Labyrinthe, einem vierten Album,  das mit Rock, Pop und Elektromusik die Übel unserer Zeit erkundet und dazu aufruft  die Hoffnung nicht aufzugeben. Begegnung mit Sébastien Wolf, einem der beiden Gitarristen und Keyboarder der Gruppe. 

Vor ihrer Rückkehr in diesem Sommer, anlässlich einer Festival-Tournee hatte die Gruppe seit zwei Jahren nicht auf der Bühne gestanden. Wie ist es, wieder einzusteigen?
Wenn man so lange aufgehört hat, ist es wirklich ein sehr starker Moment. Es gibt auch Befürchtungen, aber die süchtig machende Seite kommt sehr schnell zurück. Unser Timing ist eher originell, denn wir haben begonnen, bevor das Album herauskam. Ursprünglich sollte es vor dem Sommer erscheinen, aber es ist uns bewusst geworden, dass das unmöglich war und da wir die Festivals nicht verpassen wollten… Labyrinthe ist eine neue Etappe. Zwischen dem vorherigen Werk und diesem hier lag das Ende eines Zyklus, die Kreation hat viele Zweifel mit sich gebracht und die Dinge in unserem Leben haben sich weiterentwickelt – einige sind Väter geworden. Wir werden auch das fünfzehnjährige Jubiläum unserer Karriere feiern, aber ich denke wir werden eher die zwanzig Jahre abwarten um etwas zu machen. Fünfzehn ist schlussendlich nicht enorm [lacht].

Worüber spricht ihre neue Platte?
Sie mischt Elektromusik, Pop und elektronische Poesie – ich ziehe diesen Begriff dem poetischen Rock vor, der altmodisch klingt. Sie spricht die Ungewissheiten an, die traurigen und die fröhlichen Momente und die Hoffnungen, die fünf Jungen in der heutigen Gesellschaft haben können, mit ihrer Gewalt und ihrer Distanz, die die Bürger untereinander aufbauen. Wir sprechen auch den Verlust geliebter Menschen an, die Akzeptanz der Zeit, die vergeht, die Kriege, das Erstarken des Rechtsextremismus, sowie unsere Laufbahn, voller Stolpersteine, in diesen beiden vergangenen Jahren. In dreizehn Titeln blicken wir auf genauso viele Erlebnisse zurück. Ihre Besonderheit besteht darin, dass sie an verschiedenen Orten geschaffen wurde: in Südfrankreich, dem Louvre, Belgien, Spanien… L’Alcazar zum Beispiel wurde in den gleichnamigen Gärten in Sevilla geschrieben und ist ein wenig von ihnen inspiriert.


Das melancholische Ce qu’on devient seinerseits, ist in einer Nacht in Barcelona entstanden. 
Mit Arthur (Teboul, Sänger und Autor, Anm.d.Red.) wollten wir uns weit von Paris entfernen und wir haben diese Stadt gewählt, in die wir fuhren als wir Jugendliche waren. Wir beide schreiben viele Lieder gemeinsam. Also haben wir kurzfristig ein Airbnb gemietet, zwei, drei Instrumente mitgenommen, den Computer und in einer halben Stunde sind Text und Musik quasi wie aus einem Guss entstanden. Der Entwurf ist übrigens fast derselbe wie die endgültige Version. Arthur hatte die Geschichte eines Paares gehört, das sich trennt; ich hatte eine Melodie im Kopf. Dennoch wussten wir, als wir daran arbeiteten, dass wir nicht über die Situation dieses Paares sprachen, sondern über die Gruppe. Seit Monaten war das, was wir machten nicht super. Es gab nicht genügend gute Titel, wir mussten weitersuchen und kreieren, uns in eine Haltung der mangelnden Beherrschung versetzen, eine Art Trance, in der man nichts mehr kontrolliert. Das ist hart, denn Palais d’argile, das vorherige Album, war ein ziemlich großer Erfolg (als Platinplatte ausgezeichnet, Anm.d.Red.). Wenn dann das Offensichtliche eintritt, ist das beruhigend und es gibt uns viel Kraft. Wir haben lange gebraucht um dieses Selbstvertrauen wiederzufinden. 

Allons voir, in dem Glockenspiel und Elektromusik auf Psychedelic Rock treffen, ist die erste Single, die dem Publikum präsentiert wird. Warum?
Wir haben lange gezögert und dann haben wir uns gesagt, dass wir uns Mut machen wollen. In diesem Lied fragen wir uns, was wir unseren Kindern sagen können, die in dieser Epoche aufwachsen, damit sie weiter Hoffnung haben. Dass man weiterhin aufstehen muss, sich sagen muss, dass man die Dinge ändern will, dass etwas anderes möglich ist. Zu dem Zeitpunkt, als wir auswählen mussten, im Frühjahr 2025, sagten wir uns, dass dies eine Art war zurückzukommen, indem wir gegen den Strom dieses angsteinflößenden Klimas gehen.

Sie haben über das Musée du Louvre gesprochen. Sie wurden dort in der Tat zu einer Künstlerresidenz eingeladen, im Jahr 2023. Zu welchen Stücken hat es sie inspiriert?
Monolithe, mit einer ziemlich düsteren Stimmung, spricht von den Untergeschossen, den tausenden von Personen, die man nicht sieht und die in parallelen Fluren arbeiten. Da wird einem bewusst, dass das Museum an sich schon ein Spektakel ist. Es ist ein Ort, der viel Prestige mit sich bringt. Mit Clément (Doumic, Gitarrist und Keyboarder, Anm.d.Red.), haben wir uns sehr für die repetitive Musik von Steve Reich oder Terry Riley interessiert, die einen Teil der Arrangements des Albums inspiriert hat. Diese Residenz war ein Moment des Experimentierens für alle. Sie hat uns auch zu Sous la pyramide inspiriert, das fast das halbe Lied lang ohne Worte bleibt. Es ist tiefgründig und stark. Und schließlich tritt man durch diese Pyramide hindurch in einen Ort ein, der die ganze Geschichte der Menschheit aufbewahrt. Ursprünglich handelt es sich um eine Auftragsarbeit für das Boulevardstück von Labiche Un Chapeau de paille d’Italie (inszeniert von Alain Françon im Théâtre de la Porte Saint-Martin in Paris, Anm.d.Red.). Clément und ich haben es geschrieben und wir haben vorgeschlagen darin das Ende eines Zyklus auszudrücken, einen sehr langen Instrumental-Teil zu benutzen wie eine Art Requiem. 


Mille vagues
seinerseits, mit Folk und einfach belassen, ist ein Echo auf den Tod einer nahestehenden Person.
Es wurde nach dem brutalen Tod unseres Managers Jean-Philippe Allard geschrieben, der ein Monument der Jazzmusik war. Nachdem wir seinen Körper im Aufbahrungsraum gesehen hatten, sind wir ins Studio gegangen und das Stück ist in knapp einer Stunde entstanden. Anfangs war es nicht dazu gedacht, auf dem Album zu erscheinen. Dann schien es uns wichtig es hinzuzufügen um über An-und Abwesenheit zu sprechen. Aus dem Blickwinkel der Instrumentation ist es das Einfachste unseres Repertoires. Für das Ende haben wir, wie ein Augenzwinkern, Oan Kim eingeladen, die letzte Jazzsignatur von Artwork, dem Label von Jean-Philippe, für ein Saxophon-Solo. Mille vagues gehört auch zu den vier Titeln, die für die Tournee der Festivals ausgewählt wurden und bei einer Präsentation vor zwölftausend Personen erzeugte es eine sofortige Stille. Alle waren aufmerksam und jedes Mal brachte es denselben Effekt hervor. Schließlich sagten wir uns, dass wir es herausbringen müssen. Manchmal gibt es Kräfte, die man nicht beherrscht. Wenn es einem gelingt sich vom Denken zu lösen, passieren die Dinge, und das ist einer der Schlüssel der Kreativität. 


In der Cartonnerie (Reims) am Dienstag den 18. November, in den Docks (Lausanne) am Mittwoch den 19. November, in L’Autre Canal (Nancy) am Donnerstag den 20. November, in La Vapeur (Dijon) am Dienstag den 25. November, in La Rodia (Besançon) am Mittwoch den 26. November und in der Arena (Genf) am Montag den 8. Dezember
feuchatterton.fr

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