Eine starke Frau : Dope Saint Jude, das neue power girl der Queer-Hip-Hop-Bewegung

Dope Saint Jude ©lourolley

Direkt aus Südafrika kommt Dope Saint Jude, mit ihrem rohen Rap, wild, feministisch und antirassistisch ist das neue power girl der Queer-Hip-Hop-Bewegung.

Bevor sie Rapperin wurde, war Dope Saint Jude Dragking. Die aus Cape Town stammende Catherine Saint Jude Pretorius, die nach dem Schutzheiligen der hoffnungslosen Fälle benannt wurde, gründete in der Tat Anfang der 2010er Jahre eines der ersten Kollektive Afrikas, Bros B4 Ho’s, das in seinen Performances auf der Bühne männliche Stereotype karikierte. Ein bisschen so wie sie heute in ihren Clips die Rap squats multipliziert, diese kauernden Posen der Alpha-Männchen des Gangsta-Raps… Ebenso von Tupac– der mit Bravour zwischen Bling-Bling-Texten und politischen Manifesten à la Black Power (wie kann man das atemberaubende Changes vergessen!) wechselte – wie vom Punkrock der feministischen Bewegung Riot Grrrl beeinflusst, ist die Südafrikanerin schnell zu einer schwarzen, feministischen und queeren Ikone geworden. Man könnte denken, dass das für eine einzige Person ganz schön viel ist. Und dennoch sind die beißenden explicit lyrics dieser außergewöhnlichen Rapperin, die in Englisch, südafrikanischem Argot und Gayle (Dialekt der Queer-Gemeinschaft am Cap) ausgestoßen werden, ein Modell für alle Arten von Dekonstruktionismus. „I’m fucking around with big boys / I don’t have a dick, so I bring big toys“ („Ich ficke mit harten Typen / Ich habe keinen Schwanz also bringe ich große Sextoys mit“),singt sie mit Humor auf Brilliant, Arresting Extravagant, dem fünften Stück von Reimagined, der ersten EP, die 2016 erschien. 

Dope Saint Jude – Home (Queer-Hip-Hop)

Die junge Frau, die heute in London lebt, ist unerschütterlich in ihrem Engagement gegen jegliche Form der Unterdrückung. Soziale Gleichheit und jene zwischen Rassen und Geschlechtern sind die Grundlage ihrer Punchlines. Davon zeugen die brutalen Verse, die ihr zweites Werk Resilient durchziehen, das 2018 erschien. Seit „Fuck all the girls in school who thought they were cool ‘cos they had straight hair / Who is a fool now“ („Ich scheiße auf alle Mädchen aus der Schule, die dachten sie seien cool mit ihren glatten Haaren / Wer ist heute der Narr“) auf Inside, wo sie über die wilde Entkrausung und die Unterwerfung gegenüber weißen Schönheitsidealen schimpft, bis zum mächtigen „I’m a grrrl just like like like like like like…“ („Ich bin ein Mädchen genau wie wie wie wie wie wie…“ der schonungslose Refrain des bedeutendsten Titellieds des Albums (Grrrl like), auf dem sie eine offene Definition der Weiblichkeit anpreist. Dope Saint Jude überträgt die Kämpfe der weißen Oldschool-Feministen in einen intersektionellen Kontext. Und wenn man den beiden vor Kurzem veröffentlichten Clips glaubt (Home und You’re gonna make it), wird ihre nächste CD, die für 2022 angekündigt ist, nicht von der Regel abweichen.


In L’Autre Canal (Nancy) am Samstag den 26. März 
lautrecanalnancy.fr

Erschienen be
platoon.ai

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