Auf in die Mongolei ins Museum Rietberg

Guerriers mongols au combat, premier quart du XIVe siècle, acquis par Friedrich Diez (1751-1817) à Istanbul, Mongolische Krieger beim Kampf, 1. Viertel 14. Jh., erworben von Friedrich Diez (1751–1817) in Istanbul, Staatsbibliothek zu Berlin – Preussischer Kulturbesitz, Orientabteilung

Im Museum Rietberg wird ein Ausflug in die Mongolei angeboten. Diese Reise durch die Zeit ist auch die Gelegenheit mit einigen Klischees aufzuräumen.

Unermesslich weite Steppen, die von Jurten gesprenkelt sind, in denen die Wildpferde frei herumtollen? Das ist das Klischee, das an der Mongolei – einer geographischen Zone, deren Grenzen im Laufe von Zeit und Raum variieren – haftet, ein Erbe einer eurozentrischen Vision der Geschichte. Während sie natürlich zu Teilen zutrifft, nuanciert diese reichhaltige Ausstellung mit mehr als zweihundert Objekten diese Sicht erheblich. Anhand eines vierteiligen Rundgangs erzählt sie die Geschichte des Landes anhand seiner Städte, was zeigt, dass sich nomadenhaftes und urbanes Leben keineswegs ausschließen. Sie stellt ebenfalls einen Dialog zwischen zeitgenössischen Werken mit Ausstellungsstücken aus der fernen Vergangenheit her: Die Pferdeskulpturen von Erdenebaya Monkhor wie Stupa (2014) die auf kuriose Weise an Stephan Balkenhol erinnern, illustrieren, zum Beispiel, die schwierige Anpassung der Tradition an die heutige Gesellschaft. Im ersten Teil taucht der Besucher in die Modernität von Ulaanbaatar ein, der pulsierenden Megalopolis des 21. Jahrhunderts, in der die Hälfte der Bevölkerung des Landes wohnt. Man bleibt sprachlos stehen vor Supermarkt (2014), einem riesigen hyperrealistischen Gemälde von Lkhagvadorj Enkhbat, auf dem das Bild dreier Obdachloser, in Grautönen, das in der Luft zu schweben scheint, auf die düstere Seite des wirtschaftlichen Wachstums und des vereinheitlichenden Kapitalismus aufmerksam macht.


Ein paar Schritte weiter, wird die Stadt Karakorum zu neuem Leben erweckt, anhand von Multimedia-Dispositiven oder Objekten wie einem sehr schönen Kettenhemd, einem Bogen (mit seinen Pfeilen und seinem Köcher) und einer kleinen Kanone aus dem 13. oder 14. Jahrhundert, die die Macht von Dschingis Khan und seinen Nachkommen verdeutlichen. Ihr Reich stellte das größte zusammenhängende Landreich der Weltgeschichte dar, deren Hauptstadt diese Stadt war. Die Zeitreise setzt sich fort mit Karabalgasun, einem mächtigen Zentrum des Uiguren-Reiches im 8. Jahrhundert. Ausgrabungen der Grabstätte von Shoroon Bumbagar haben einzigartige Grabfiguren zutage gebracht, die hier ausgestellt werden: Ein General von fast 70 Zentimetern Höhe, in einem Kostüm, dessen Farben immer noch strahlen, eine wunderbare blaugrüne monströse Kreatur und seltener, fein ziselierter Goldschmuck, betrachten uns über die Zeitalter hinweg. Schließlich endet die Reise im 1. Jahrhundert, im Herzen der Steppen Zentralasiens, in denen die Xiongnu ihr Reich etablierten, das als die Matrix der aktuellen Mongolei angesehen werden kann.


Im Museum Rietberg (Zürich) vom 24. Oktober bis 22. Februar 2026
rietberg.ch

> Begegnung mit dem mongolischen Schamanen Tulgaa (30.10., 18 Uhr)

> Konzert mit mongolischer Musik von Bayanzul Damdinsuren (11.01., 14 & 15 Uhr)

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