Troubled waters : Umleitungen zum Thema Wasser in der Fondation François Schneider

© Céline Diais, Voir la mer, 2014, La Courneuve, Urban beach

Mit Umleitungen stellt die Fondation François Schneider ihre Zeitgenössischen Talente aus, sieben internationale Künstler zum Thema Wasser.

Mit gekrümmtem Rücken, einem Scheuerlappen im Wasser, das ihr bis zu den Knien geht und den Rock ihres dunklen Kleides nässt, müht sich eine Frau damit ab, das Meer aufzuwischen, das sie umgibt. Alleine mit ihrem Putzlappen und ihrem Eimer, inmitten dieses großen gewirkten Gobelin-Bildes (Mopping), setzt sich die Niederländerin Jenny Ymker selbst in Szene – wie in jedem ihrer absurden und idyllischen Wandteppiche, in denen sie inmitten von Bergen, Wäldern und Gewässern ihre Einsamkeit im Angesicht einer Welt spazieren trägt, die absurd geworden ist. So eröffnet Umleitungen, die Ausstellung, die den sieben Preisträgern des Wettbewerbs Talents contemporains gewidmet ist und jedes Jahr Künstler aus der ganzen Welt auszeichnet, die zum Thema Wasser arbeiten. Phantasien rund um die Landschaftsmalerei, Entdeckungen neuer Welten, Denunziationen der Ausbeutung der Ressourcen, der Verirrungen des Natur-und Stadtraums, ironische oder poetische Verfremdungen von Wasser-Objekten… Jedes der Werke offenbart dem Besucher einen besonderen Gesichtspunkt auf die Art und Weise wie wir unsere Beziehung zum flüssigen Element erleben.

So kehrt die Südkoreanerin Sujin Lim 2018 auf die Insel Yeongheung zurück, auf der die Berge und Strände ihrer Kindheit von den Fabriken entstellt und von den Hochspannungsmasten kolonisiert wurden. Auf halbem Weg zwischen Bildkunst und Video-Performance zeigt ihr hypnotisierendes Landscape Painting sie unter freiem Himmel mit ihrer Staffelei (an verschiedenen Orten der Insel). Sie malt diese vergangene und heute fantasierte Landschaft auf Leinwände, die an Pflaster erinnern, welche auf die Verletzungen aufgebracht werden, die unsere unmenschliche Modernität der Natur zufügt. Aufblasbare gestrandete Kreuzfahrtschiffe, große Bojen und Möwengeschreie, das mit großen Lautsprechern verbreitet wird, bevölkern auf eine ganz andere Art die künstlichen Stadt-Strände, die von Céline Dais in den vier Ecken Frankreichs photographiert wurden (Voir la mer). Es liegt etwas von Martin Parr in dieser zarten Einmischung ins Herz der sommerlichen Unbeschwertheit der unteren Volksschichten – allerdings ohne seine beißende Ironie! Vom quasi Readymade der Tunesierin Nadia Kaabi-Linke zum aufschlussreichen Doku-Fiktionsfilm von Francisco Rodríguez Teare über die Zwangsarbeit der chinesischen Fischer vor den chilenischen Küsten (Una Luna de hierro, Une Lune de fer), über die Badezimmerrohre, die Arthur Hoffner in Brunnen verwandelt (Monologues et Conversation), schwankt der Besucher ohne Unterlass zwischen Trivialem und Schmerzlichen, Absurdem und Ernstem hin und her. Der Höhepunkt dieser Umschiffung in trüben Gewässern: Das magnetisch-psychedelische Mashup von Thomas Teurlai, der den verstörten Betrachter in die Stimmung der leerstehenden Berliner Clubs versetzt. Dort gibt ein Plattenspieler, der in einer Duschkabine ertrinkt, eine unkenntliche Melodie von Maxime Le Forestier wieder, dessen Stimme unter dem scharfen Flackern der Stroboskope zu entgleisen scheint. Nichts für Epileptiker!


In der Fondation François Schneider (Wattwiller) bis zum 27. März
fondationfrancoisschneider.org

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