Tierisch! im Museum der Kulturen Basel

Ursula Sprecher & Andi Cortellini, Pudelclub © Basel, Schweiz; 2008 Leihgabe der Künstlerin und des Künstlers

Mit Tierisch ! Keine Kultur ohne Tiere, mischt das faszinierende Museum der Kulturen Basel die Karten des Widerspruchs zwischen Natur und Kultur neu, aus dem Blickwinkel unserer Beziehungen zu Tieren jeglicher Art.

In den ältesten Spuren, die uns überliefert wurden, malten unsere Vorfahren schon Tiere im Zuge von mystischen Ritualen an die hintersten Wände dunkler Höhlen. Animismus der ersten Menschen oder eine privilegierte Beziehung zum Lebenden, die Tiere wurden nicht nur benutzt um sich zu ernähren, sich zu bekleiden und um zahlreiche Objekte herzustellen, sondern auch nach und nach gezähmt, oder versklavt für zahlreiche anstrengende Arbeiten, wie es einige Antispeziesten behaupten. Anhand von 350 Objekten aus allen Ecken der Welt erkundet diese Ausstellung die komplexe Beziehung, die unsere Art mit den anderen unterhält.

Eine großformatige Photographie von Ursula Sprecher und Andi Cortellini (Pudelclub, 2008) symbolisiert die Ambivalenz von jenen, die ihre Hunde trimmen und anziehen, wobei sie ihnen den Platz von einem – und oft mehreren – Kindern in der Familie erteilen. Von Kindheit an und egal auf welchem Kontinent wir zur Welt kommen, haben unsere Knirpse Spielzeuge, Babytragetaschen und andere Utensilien (peruanische Flasche mit Vogelkopf, Schüsseln in Form eines Rochens aus Papua-Neuguinea…), die anthropomorphisch sind, wenn sie nicht direkte Reproduktionen von Tieren darstellen (Frosch mit Aufzieh-Mechanismus in China oder Kamel auf Rollen mit Schafsfell, das Anfang des 20. Jahrhunderts in der Schweiz hergestellt wurde). Einige Motive haben sich auch im kollektiven Gedächtnis verankert: Diese drei Affen, von denen der eine nichts sieht, der andere nicht spricht und der letzte nichts hört, gehen zwar auf ein japanisches Sprichwort zurück,denunzieren aber die Diktatur in einem Gemälde aus Mali.

Die schrittweise Sesshaftigkeit der Jäger und Sammler verleiht den gezüchteten Tieren den Rang eines Konsumobjekts, der manchmal zur Verehrung wird. So dekoriert man in Indien die Hörner der Kühe mit Schmuckstücken, wie man es in den Alpen tut (Kronen und Glocken für die Kühe). Die Nuer, ein Volk,das im Südsudan und in Äthiopien lebt, pflegen eine fast symbiotische Beziehung zu ihren Herden, weit, sehr weit weg von der zeitgenössischen Großtierjagd mit Gewehr und Fernglas. Speere und Pfeile zeigen wie viel Mumm und Einfallsreichtum vor der Erfindung der Feuerwaffen nötig waren. Verschiedene alte Fallen (für Vögel, Fische, Giraffen, Hyänen…) zeugen vom Einfallsreichtum des Menschen beim Töten von Tieren. Er erfreut sich manchmal daran sie gegeneinander kämpfen zu lassen: Die wohlbekannten Hahnenkämpfe stehen hier jenen
mit Grillen in Indonesien gegenüber.

Der letzte Ausstellungssaal kehrt diese Abhängigkeitsbeziehung um. Die Tiere werden hier in den Rang von Gottheiten erhoben, von Geistern, deren Schutz und Stärke man beschwört: So entdecken wir die Haiflüsterer von den Salomonen, die Rasseln aus Kokosnuss im Meer bewegen und magische Formeln murmeln um mit den Geistern der Vorfahren zu kommunizieren, die in den
Haifischen leben.


Im Museum der Kulturen (Basel) bis 20. November 2022

mkb.ch 

> Dieses Thema der Bestialität entfaltet sich gleichzeitig in 4 Institutionen in Basel mit Ausstellungen im Antikenmuseum und Sammlung Ludwig (siehe Poly Nr. 239), im Historischen Museum und im Pharmaziemuseum der Universität

 

 

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