Stéphanie d’Oustrac singt Armide

Stéphanie d'Oustrac © Jean-Baptiste Millot

Sie ist eine der größten französischen Stimmen von heute: Die Mezzosopran Stéphanie d’Oustrac singt die Titelrolle in Armide von Lully in Dijon. Interview.

Am Anfang ihrer Karriere hatten Sie den Stempel „Barock-Sängerin“: Wie stehen Sie heute zu diesem Repertorium?
Es beschäftigt mich weniger auf der Bühne, liegt mir aber immer noch sehr am Herzen. So bin ich extrem glücklich erneut die Rolle der Armide anzunehmen, die ich ein einziges Mal in meiner Karriere, 2008, im Théâtre des Champs-Élysées in einer Inszenierung von Robert Carsen gesungen habe.

Zu ihren Anfängen, im Jahr 1998, wurden sie in der Rolle der Médée im Thésée von Lully, in Ambronay, bemerkt und haben danach häufig Heldinnen des Komponisten verkörpert: Wie ist ihre Beziehung zu ihm?
Ich liebe Lully, denn seine Opern sind gesungenes Theater. Die Texte seines Librettisten Philippe Quienault – in Armide, aber auch vielen anderen lyrischen Tragödien, wie Atys oder Thésee, die Sie erwähnen – zeugen von großer Finesse und ich liebe die Art und Weise, wie diese Sprache in Musik umgesetzt wird. Es war ein Glück mit solchen Figuren der Tragik zu beginnen, die immer sehr vielschichtig sind. So ist Armide, die komplett verunsichert ist, überwältigend, als sie Renaud, die Gefühle, die sie für ihn hat, gesteht

Stéphanie d'Oustrac © Jean-Baptiste Millot
Stéphanie d’Oustrac © Jean-Baptiste Millot

Als Figur aus Das befreite Jerusalem von Tasso ist Armide eine muslimische Zauberin, die sich in ihren Feind, den Kreuzritter Renaud verliebt. Wer ist sie für Sie?
Sie ist eine starke Frau, die sich dazu gezwungen sieht ihre Macht zu benutzen, um geliebt zu werden, was sie unglücklich macht! Nur dieses eine Mal verliebt sie sich wirklich in einen Mann… der ihr widersteht, da er sein Leben nur dem Ruhm und dem Krieg gewidmet hat. Sie hält ihn dank ihrer Magie zurück, weiß aber sehr gut, dass das nicht funktionieren wird, dass ihre Zaubereien umsonst sind. Diese Geschichte eines Wesens, das liebt, ohne im Gegenzug geliebt zu werden, ist total zeitlos. Indirekt zeichnet sich eine grundlegende Frage ab: Wo liegt die Macht? Armida ist eine äußerst tragische Figur, ähnlich wie Didon oder Médée.

Was ist wichtig, wenn man eine solche Figur aufgreift?
Es ist eine Arbeit, die man nicht allein macht, der Dirigent und der Regisseur sind unsere Komplizen. Als ich Armide im Jahr 2008 unter der Leitung von William Christie sang, mochte ich, dass er keine Angst vor der Stille hat, die für die Musik so wichtig ist.

In Dijon inszeniert Dominique Pitoiset Armide indem er sich von gewissen zeitgenössischen Dystopien inspirieren lässt: „Ich wollte keine Kostüme des 17. Jahrhunderts! Deswegen habe ich ein Bühnenuniversum erfunden, das uns nähersteht und sogar ein bisschen futuristisch ist“, beschreibt er. Wie gehen Sie an diese Arbeit mit einem Regisseur heran, mit dem Sie erstmals zusammenarbeiten?
Ich werde schauen, was er anbietet, was seine künstlerische Welt ist: Mein Wunsch ist es, jedes Mal, möglichst offen und frei zu sein. Mit einer Armida mit schon definierten Konturen anzukommen macht keinen Sinn: Wir werden sie zusammen konstruieren und ich bin sicher, dass sie ganz anders sein wird als jene von 2008!

Stéphanie d’Oustrac

Im Auditorium (Dijon) vom 25. bis 29. April und in der Opéra Royal du Château de Versailles vom 11. bis 14. Mai

opera-dijon.fr
chateauversailles-spectacles.fr

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