Starmania von Thomas Jolly

Starmania © Anthony Dorfmann

Indem er Starmania inszeniert, wagt sich Thomas Jolly an eine Kult-Rockoper heran. Auf der Bühne entfaltet sich eine verzaubernde, düstere Fabel, die von Lichtblicken durchzogen ist.

Thomas Jolly hat Inszenierungen auf die Bühne gebracht, die im Gedächtnis bleiben, ob im Theater – Henri VI von Shakespeare beim Festival d’Avignon – oder in der Oper, wo er bald Roméo et Juliette von Gonoud zeigen wird (Opéra Bastille, 17.06.-15.07.). Mit seinem Willen „sich an das größtmögliche Publikum“ zu richten, nimmt sich jener, der als künstlerischer Leiter für die Eröffnungs-und Abschlusszeremonie der Olympischen Spiele 2024 in Paris ausgewählt wurde, Starmania an (mit dem Choreographen Sidi Larbi Cherkaoui), der legendären Rockoper von Michel Berger (Musik) und Luc Plamondon (Operntext), die er als Jugendlicher entdeckte: „Ich hörte sie in meinem Zimmer, verstand, dass es um diese Figuren herum etwas zutiefst theatrales gab – mit Namen, die direkt aus einem Comic stammten, Stella Spotlight, Johnny Rockfort, etc. – deren Lieder mich faszinierten“, fasst er zusammen. Die düstere Geschichte, die sich in einer nahen Zukunft in einem vereinigten Westen abspielt, dessen Hauptstadt Monopolis heißt, entleiht ihren Titel einer Sendung, in der jeder zum Star werden kann: „Starmania war eine visionäre Dystopie vom Ende der 1970er Jahre. Heute muss man feststellen, dass die Realität die Fiktion eingeholt hat“, erklärt Thomas Jolly, der darin „ein schwarzes und nihilistisches Werk” sieht, aber alles was erzählt wird, wirft echte Fragen auf.

Starmania revisité par Thomas Jolly
Starmania revisité par Thomas Jolly © Anthony Dorfmann

In einer Welt, in der die Angst omnipräsent ist, in der das Bild täuscht und manipuliert, in der jeder sich abkapselt, in der der Individualismus und der Egoismus vorherrschen, wäre es nicht an der Zeit andere Formen des Miteinanders zu erfinden? Die Fragen, die Starmania aufwirft sind im Angesicht eines Werkes zu suchen, in dem alle Figuren versuchen ihrer Existenz einen Sinn zu verleihen… ohne dass es ihnen gelingt. Und ihr? Das ist die Frage, die den Zuschauern gestellt wird!“ Und er fügt hinzu: „Im Werk stehen sich zwei Kräfte gegenüber, von denen die eine, sehr schwarze – jene des Individualismus, der Depression und der Belanglosigkeit – die Protagonisten herunterzieht. Um ihr zu entkommen, wird jeder vom Licht angezogen, aber um sich an ihm die Flügel zu verbrennen. Für mich ist Starmania eine zeitgenössische Lektüre des Ikarus-Mythos, der versucht aus dem von Dädalus errichteten Labyrinth zu entfliehen. Dieses hat übrigens mehrere Gemeinsamkeiten mit Monopolis. In der Inszenierung wollte ich die düsteren irdischen Elemente – wie brutalistische Treppen – mit anderen, immateriellen kombinieren, die Lichtkegel sind. Die beiden Mächte sind, die eine wie die andere, genauso gefährlich!


Im Zénith (Straßburg) vom 10. bis 12. Februar, im Galaxie (Amnéville) am Freitag den 17. und Samstag den 18. Februar, im Zénith (Dijon) vom 23. bis 26. Februar
starmania-officiel.com

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