Selbstportrait in Bewegung

Photo de L. Junet Photographie

Der Straßburger Marino Vanna sucht sich in No-Mad(e), einem ersten Solo in der Entstehung, zwischen traditionellem sowie zeitgenössischem Tanz und Hip-Hop.

Neunundzwanzig Jahre, davon einundzwanzig tanzend. Zuerst in der Tradition der Khmer bevor er buchstäblich, im Alter von 10 Jahren, in den Hip-Hop fällt. Dieser Sohn kambodschanischer Einwanderer entwickelt seinen Stil, eine Mischung aus Breakdance und Popping. Erst mit der Shaolin Crew, dann mit Boogie Style bestreitet er Wettbewerbe und Battles, aber es ist die Begegnung mit Jean-François Duroure, der lange am Tanztheater in Wuppertal unter der Leitung von Pina Bausch arbeitete, die determinierend sein wird. Der Verantwortliche für Choreographische Studien am Straßburger Konservatorium entdeckt Marino, der dort zwei Jahre lang Kurse belegt, bevor er ihm anbietet in seinen Stücken zu tanzen. Marino ist gerade einmal 20 Jahre alt. Er schließt sich den Tanzkompagnien Mira und Mémoires Vives an, und macht sich peu à peu in anderen Formationen bemerkbar. Alles geht sehr schnell. Zu schnell. „Ich habe oft die Energie gewechselt, weil ich von einer Gruppe zur nächsten ging. Es ist schwieriger als es scheint, nach einem intensiven Projekt umzuschalten, diese Wechsel des Universums sind für einen Interpreten fast schizophren. Die Unterbrechungen sind heikel, der Umgang mit dem Einbrechen der Energie erweckt das Bedürfnis sich neu auszurichten“, vertraut uns der Tänzer an, der eingesteht sogar schon „einen Psychologen aufgesucht zu haben um ihm zu helfen. Er sagte mir, dass er regelmäßig Künstler aus den gleichen Gründen empfängt.“ 

Foto von L. Junet Photographie

Daher kommt die Anspielung auf den Wahnsinn im Titel No-Mad(e). Im Jahr 2016 wird das Bedürfnis „zu wissen wo man steht und sich zu finden“ zu stark, Marino setzt seine Projekte in den Standby-Modus. Die Nachteule trainiert intensiv, von 18 Uhr bis 4 oder 5 Uhr morgens. Er feilt seine Bewegungen in einer systematischen Studie aus. Für ihn steht es außer Frage nur ein anpassungsfähiger Tänzer für andere zu sein. „Ich suche nach meiner eigenen choreographischen Signatur. No-Mad(e) spielt mit der Mehrdeutigkeit und fängt mit reinem traditionellem Tanz an, bevor es bruchstückhafte Bewegungen fortsetzt, die aus meinen Reisen und meinen vorherigen Praktiken (Popping, Derwisch) stammen, für einen zeitgenössischen Tanz.“ Am Boden verankert, wiederholt der erste Teil der Aufführung die Isolationen des Oberkörpers und der Gliedmaßen, in einer außergewöhnlichen Lebhaftigkeit. Der zweite Teil, der sehr viel physischer ist, zeigt die technische Beherrschung von jenem, der sich am Boden austobt. „50% des Stücks werden Performance sein, für Humor und die Energie des Abends offen. Ich arbeite in aufeinanderfolgenden Schichten, wie in der Musik von Steve Reich, die den Komponisten Alexandre Dai Castaing inspiriert.“ Eine düstere Atmosphäre für strahlenden Tanz.

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In Pôle Sud (Straßburg), am Dienstag den 10. und Mittwoch den 11. Dezember
pole-sud.fr

Im Studio du Manège (Reims), am Dienstag den 26. Mai 2020 im Rahmen von Hors les murs ! #15, Festival des Laboratoire chorégraphique de Reims (vom 14. bis 26. Mai)
manege-reims.eu
laboratoire-choregraphique.fr

In L’Espace Malraux (Geispolsheim), am Donnerstag den 21. Mai 2020
geispolsheim.fr

Im Theater Freiburg, am Freitag den 3. Juli 2020
theater.freiburg.de

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