Medardo Rosso entdeckt man im Kunstmuseum Basel
In einer Retrospektive, die Medardo Rosso gewidmet ist, stellt das Kunstmuseum Basel einen Dialog zwischen einem Vorreiter der Skulptur und seinen Nachfolgern her.
Als Konkurrent von Rodin trug der weniger bekannte Medardo Rosso (1858-1928) zur Erfindung der modernen Skulptur bei: Anhand von rund 50 plastischen Werken, 250 Photographien und Zeichnungen, lässt diese Ausstellung ihm Gerechtigkeit widerfahren. Diese breite Korpus geht eine aufregende Unterhaltung mit rund sechzig Bildhauern ein, was zeigt, dass der Italiener zahlreiche Praktiken initiierte. So limitierte er sein Repertoire ab 1890 auf vierzig Motive, erfand sie in unendlichen (und oft mini-malen) Variationen wie Enfant juif („Das jüdische Kind“, 1893), von dem sechs Versionen gezeigt werden.
Er stellt auch die Grenze zwischen Original und Kopie in Frage, Fragestellungen, die unter anderem jene der Pop Art sein werden. Rosso sah zudem seine Statuen als flüchtig und wechselnd an, zeigte Personen, die einen Gegensatz zu jeglicher Monumentalität, jeglichem Heldentum darstellen, nutzte Wachs und Gips um die Gescheiterten darzustellen, womit er die vorherrschenden Ideale untergrub… wie der Stahlpfosten in prekärem Gleichgewicht von Richard Serra (Pipe Prop, 1969). In der Tat ist es sein Ziel die Flüchtigkeit des Moments einzufangen, wie in Ecce Puer (1906), das sich in einem bizarren, fast störenden, Spiele mit Erscheinen und Verschwinden entfaltet.
Im Kunstmuseum Basel | Neubau (Basel) bis 10. August
kunstmuseumbasel.ch