Die Berliner Philharmoniker erobern Baden-Baden für die Osterfestspiele im Festspielhaus mit einem begeisternden Programm.
Rundgang durch das Werk von Richard Strauss anlässlich ihrer Osterresidenz in Baden-Baden mit Elektra (23., 26. & 31.03.) fort. Mit einem unglaublichen Casting kündigt sich die von Philipp Stölzl inszenierte Produktion – der ebenso in Bregenz an einem genialen Rigoletto arbeitet, wie für Videoclips von Madonna mit American Pie – unter den besten Vorzeichen an. In der Titelrolle verblüffend, antwortet die legendäre Nina Stemme – die sie seit ihren Anfängen im Met im Jahr 2016 auf zahlreichen prestigeträchtigen Bühnen sang – auf Michaela Schuster (Klytämnestra), deren elegantes Timbre und deren dramatische Kraft man kennt, in einem Dialog in Form eines Psychodramas zwischen Mutter und Tochter. Die Schwester von Elektra, Chrysothemis wird von der lebhaften Elza van den Heever verkörpert. Drei starke Frauen im Dienste einer Oper, die den Zuschauer in die hintersten Winkel des Wahnsinns führt, in den Strudel der Tragödie der Atriden, mit der der Komponist ohne Umschweife in die Moderne eintritt, dank einer Partitur, die ebenso Paukenschlag wie Faustschlag ist!
Man trifft den musikalischen Direktor an der Spitze seiner Truppen wieder, für eine Wagner-Gala (25.03.) und ein Konzert für Violine und Orchester von Sibelius (29.03. & 01.04.), das großartig zu werden verspricht, da es von Lisa Batiashvili interpretiert wird. Die georgische Virtuosin wird sicherlich diese Seite von stolzer Nüchternheit verherrlichen, die in der ländlichen Einsamkeit von Ainola geschrieben wurde, dem Haus des finnischen Komponisten. Hier trifft eine romantische Melancholie auf nordische Akzente – dieses Gefühl, das die Seele auf so besondere Weise erfasst, inmitten des düsteren Winters – und einige gleißende Funken, Erinnerungen an das Mittelmeer, ferne Echos eines Aufenthaltes des Komponisten in Italien. Dieses Stück geht einen Dialog mit der Symphonie Nr. 4 von Brahms ein, herbstlich, besorgt und gequält, überzogen von einer edlen Schwärze und einer intensiven Melancholie. Zu den weiteren Höhepunkten des Festivals gehört eine Reihe von Kammerkonzerten der Musiker des prestigeträchtigen Dirigenten, sowie ein weiterer Ereignis-Abend: An der Spitze der Berliner lässt Tugan Sokhiev (24. & 30.03.) Beethoven (und sein Klavierkonzert Nr. 3 von Jan Lisiecki) und Bruckner aufeinandertreffen. Von Luchino Visconti in Sehnsucht verwandt, erinnert seine Symphonie Nr. 7 mit der langsamen Bewegung an Wagner, nimmt den Zuhörer von den ersten Takten an mit in einem Thema von ungewöhnlicher Länge, das aus der Stille zu entstehen scheint, um sich in die Unendlichkeit zu stürzen und eine gewaltige innere Reise zu begleiten.
Im Festspielhaus (Baden-Baden) vom 23. März bis 1. April
festspielhaus.de
