Die kunsthalle messmer präsentiert André Evard

Paysage avec oiseaux, 1908 © kunsthalle messmer

Die kunsthalle messmer schöpft aus ihrer reichhaltigen Sammlung von Gemälden von André Evard für ihre neue Ausstellung Vom Jugendstil zur Klassischen Moderne.

In den Gebäuden der ehemaligen Brauerei des berühmten Riegeler Biers, hat Jürgen A. Messmer im Jahr 2009 seine Stiftung installiert, um hier seine über die Jahre angesammelten Ankäufe und Ausstellungen in Zusammenhang mit dem Künstler seines Herzens zu präsentieren: André Evard. Der Unternehmer hatte einen guten Riecher als er Gemälde und Zeichnungen aus verschiedenen Epochen erstand, die vom Genie des Schweizer Künstlers zeugen, der sich im Laufe des 20. Jahrhunderts ständig erneuerte. Zu seinem 50. Todestag zeigt eine neue Hängung insbesondere seine Vorliebe für Gemäldeserien zu einem selben Motiv. Davon zeugen mehrere geometrische Kompositionen in Öl von 1924, von den vorbereitendenden Skizzen zu den vollendenten Gemälden, die an den Kubismus eines Braque mit seinen zersplitterten Formen denken lassen und ebenfalls das Licht eines Delaunay eingefangen zu haben scheinen. Später eine Konstruktion von 1932, eine architektonische Utopie auf goldenem Grund, mit Spiegelungen, die eine Struktur in Weiß färben, leicht und düster, welche sich zum Himmel erstreckt. Liebhaber geometrischer Abstraktion sehen viel Schönes mit dem Trio Compositions abstraites noire, rouge und blanche (1932), das seine perfekte Beherrschung der Farbe zeigt, dessen Synthese in Abstufungen von gekreuzten Strahlenbündeln in einem vierteiligen Couvert erstrahlt. Die Endversion ähnelt einem Glasfenster von Chagall. Seine japanische Exkursion unter dem Titel Kabuki (1953), zwei Versionen in Rot und Gold mit umgekehrten dominierenden Farben kommt ebenso der Kalligraphie wie dem Streben nach Perfektion im japanischen Minimalismus gleich.

André Evard : Portrait d'une femme,1912 © kunsthalle messmer
André Evard : Porträt einer Frau,1912 © kunsthalle messmer

Es wäre nichtsdestotrotz ungerecht Evard auf seine Gemälde zu reduzieren, so fesselnd sie auch sind. Jener, der zu Beginn des Ersten Weltkrieges zur Avantgarde des Kubismus und des Konstruktivismus gehörte, wurde auch zum Zeugen des Schreckens des Konfliktes: Die Flammen verschlingen ein Dorf, mit einem glimmenden Kind und einem Erwachsenen im Vordergrund (Der Krieg, 1918), Schädel auf einem Blumenparterre, auf denen Raben sitzen, vor Vogelschwärmen in einem ockerfarbenen Himmel (Totenkopf mit Rabe in Morgenröte, 1918). Inmitten dieser Still-Leben und figurativer Landschaften, die von Erleuchtung und Mystik geprägt sind, befreien die Farben ihre Kraft in einer Farbmaterie, die manchmal sehr dick aufgetragen ist. Seine pointillistische Nuage bleu, mit einem zentralen Lebensbaum am Ende eines Feldes aus schillernden Krokussen und mit seinem Kreis aus dunklen Vögeln steht seinem minimalistischen Paysage aux oiseaux gegenüber, mit abwechselnden Farbtupfern-und Flächen aus Gouache. Letzteres eröffnet den Rundgang mit zwei wunderbaren Portraits: Une Femme (1913), in dem Grün, Gelb und Rosa als schattige Konturen dienen und das Autoportrait des Meisters mit Hut (1912), mit spitzem Schnurr-und Kinnbart, sorgfältig geschnitten, mit violetten Augenringen, die einen ergreifenden und vor Intensität vibrierenden Blick umrahmen.

André Evard : Nuage bleu © kunsthalle messmer
André Evard : Nuage bleu

In der kunsthalle messmer (Riegel am Kaiserstuhl) bis zum 15. Oktober
kunsthallemessmer.de

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