Das romantische Il Tango delle capinere von Emma Dante in der Comédie de Colmar
In Il Tango delle capinere versetzt uns die sizilianische Regisseurin Emma Dante ins Herz einer Liebesgeschichte… und dreht dabei die Zeit zurück.
Auch wenn der Titel der Aufführung auf das gleichnamige Stück des italienischen Sängers – und Schauspielers – Claudio Villa verweist, hat das Thema von Il Tango delle capinere eine lange Geschichte hinter sich. Im Jahr 2023 von Emma Dante reaktiviert ist es eine Wiederaufnahme von Ballarini, der letzten Episode der Trilogie des Lunettes (2011), die sich für drei intime Geschichten interessiert. In diesem Abschluss-Teil erinnern sich ein Mann und eine Frau, die zunächst als alte Menschen mit Masken und einer ausgeklügelten Gestik verkleidet sind, nach und nach an ihr Leben zu zweit. Je mehr sie ihre Geschichte zurückverfolgen, desto jünger werden sie vor den Augen des Publikums, sie gewinnen an Mobilität und wechseln gesprochene Szenen mit Momenten der Choreographie ab, zu berühmten Titeln des italienischen Repertoires der 1960er und 1970er Jahre. In einer Version, die neu gedacht ist, um sich vom Original-Triptychon zu unterscheiden, nehmen Sabino Civilleri und Manuela Lo Sicco, zwei ikonische Schauspielerinnen der Truppe Sud Costa Occidentale, ihre Rolle wieder auf, in einer Hommage an die Generation, die uns vorausgegangen ist, und insbesondere an den Vater der Regisseurin.
So beginnt das Stück im Halbdunkeln, inmitten eines einfachen Bühnenbildes, das aus Koffern und einer Lichtgirlande besteht, die an Bögen hängt, eine Art romantischer Sternenhimmel. Über einen der Koffer gebeugt, durchwühlt die Frau ihr Inneres um eine Pillen-Flasche gegen Husten oder ihren Brautschleier herauszuholen, Spuren ihrer Vergangenheit. Ein wenig später taucht ein Mann auf. Sie lächeln sich an, umarmen sich, beginnen zu tanzen, zunächst zögernd, dann versteht man anhand einer Konfetti-Explosion, dass das Paar Sylvester feiert. An ihrer Seite entdecken wir die erste Begegnung der beiden Protagonisten, ihren ersten Flirt, die Geburt ihres Kindes – das von einer Puppe verkörpert wird – ihre Hochzeit, aber auch ihre Liebe zum Tango, sie, die in ihrer Jugend einen Preis gewonnen haben. Obwohl man einige Lieder trifft, die schon in Ballarini – Lontano lontano von Luigi Tenco präsent waren, Il Ballo del mattone von Rita Pavone, etc. –, nutzt Emma Dante eine der zahlreichen Wiederaufnahmen des Titels von Claudio Villa. In der ersten Version von der warmen und hellen Stimme von Nilla Pizzi getragen, wird hier die verträumte Version von Luciano Tajoli in den Vordergrund gestellt, die näher am Soundtrack eines Märchens ist. Der verführerische argentinische Rhythmus durchzieht die gesamte Reise, die ohne zu zögern auch Reibereien der Liebe zeigt: Der Eine will zum Beispiel im Fernsehen Fußball schauen, der Andere ist nicht dieser Meinung. Zwischen Melancholie und einem wunderbaren absurden Humor, ist die Handschrift der Sizilianerin unverkennbar!
In der Comédie de Colmar am Donnerstag den 18. und Freitag den 19. Dezember
comedie-colmar.com




