Afro House Spirit von Ousmane Sy

Photos de Saïdo Lehlouh

Die große Figur des französischen Hip-Hop-Tanzes, Ousmane Sy, ist Ende Dezember 2020 plötzlich verstorben. Er hinterlässt Queen Blood, ein 100% weibliches Stück.

Auch wenn es den Griesgramen auf allen Seiten nicht gefällt, die Zeiten ändern sich. Und das Milieu des Hip-Hops, so männlich es auch ist, geht mit seiner Zeit. Bevor er plötzlich verstarb, getroffen von einem Herzinfarkt mit 45 Jahren im Dezember 2020, zeigte Ousmane Sy den Weg. „Babson“ hatte seine Sporen als Tänzer mit der Truppe Wanted Posse verdient und leitete seit einigen Jahren das Centre chorégraphique national de Rennes, das er mit dem Tanzkollektiv FAIR-E in Beschlag nahm. Eines seiner letzten Stücke, Queen Blood, klingt wie eine leidenschaftliche Hommage an die Weiblichkeit. Die sieben Interpreten, alle aus der Gruppe Paradox-Sal, treffen mit einer House-Musik aufeinander, die vom Tanz in den Clubs beeinflusst ist. Der Choreograph kreuzt dieses dem Hip-Hop eigene Vokabular mit afrikanischen Einflüssen. Der Afro House Spirit, der daraus hervorgeht, entleiht fröhlich Elemente aus dem traditionellen Tanz um ein hüpfendes und virtuoses Ensemble zu nähren, in dem die Gruppe sich nach Lust und Laune vereint, den Einklang aufbricht um noch besser den Glanz jedes einzelnen Tänzers zur Geltung zu bringen. Die Musik spielt hier eine Hauptrolle mit mehreren Titeln von Culoe De Song oder Thabzen Bibo, jungen DJs und südafrikanischen Produzenten, mit energiegeladenen Rhythmen.

Auf einer Bühne, die von am Boden installierten Projektoren umgeben ist, arbeiten die Tänzer an ihren Schritten und Haltungen, laszive Posen und ruckartige Körper, gedrosselt, für eine Beobachtung des Pulses, der immer schneller wird und kollektiv die Wesen in seinen Besitz nimmt. Die Aufmerksamkeit ist groß, das Streben nach Harmonie spürbar, der Geistesblitz angebracht. Herausfordernde Blicke, ein Ensemble von leichten Schritten und Signatur-Phrasen bilden fröhliche Turniere. Ihre Lebhaftigkeit und Schnelligkeit grenzen an Virtuosität. Es folgen aufrechte New-Style-Tanzelemente und Popping aufeinander, das die Illusion von erstarrenden Tanzelementen verleiht, rollende Unterarme des Lockings und verrückte Steps-Spiele, die sich sich in einen kollektiven Hype verwandeln. Die Isolationen des Körpers und die Intensität des Blicks von Linda Hayford schwingen in einer besonderen Aura inmitten ihrer Partner. Weit von einer Demonstration von Techniken entfernt schöpft Queen Blood aus der Intimität. Das sehr engagierte Four Women von Nina Simone, die die Unterdrückung der schwarzen Frauen im zeitgenössischen Amerika denunziert, lässt der Gefühlsäußerung freien Lauf. In einer Linie, so nah wie möglich am Publikum, erleben vier Tänzerinnen die verletzenden Äußerungen in ihren Körpern, mit abgehackten Zuckungen und kalter Wut.


In Pôle Sud (Straßburg) am Freitag den 8. und Samstag den 9. April
pole-sud.fr
> Club‘in House unter der Leitung der cie Watt / Noémie Cordier, am Samstag den 9.April nach der Vorstellung um zur Musik von DJ Antoinette Gomis zu tanzen

In La MALS (Sochaux) am Donnerstag den 14.April
mascenenationale.eu
>Einführung in den House Dance mit Odile Lacides, Interpretin von Queen Blood, am Mittwoch den 13. April (14 Uhr), in Les Bains Douches (Montbéliard)

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