Adé enthüllt “Et alors?”

Adé © Fanny Latour-Lambert

Zwischen üppigem Pop und futuristischer Countrymusic, führt Adé ihren Spleen und ihre tanzenden Refrains auf Et alors? spazieren, dem ersten Solo-Album der Ex-Sängerin von Thérapie Taxi.

Sie läuft alleine durch eine heiße Nacht einer großen Avenue von Los Angeles, die von den bunten Neonröhren der Leuchtreklamen erhellt wird, in goldenem Blouson, mit Cowboystiefeln an den Füßen. Das erste Solo- Album von Adé, Et alors? entspricht dem verträumten Roadtrip seines Leittitels Tout Savoir: “in musicolor”, der in einer Saloon-Atmosphäre badet, verloren im Mondschein, irgendwo zwischen der Heftigkeit von Thelma & Louise und der Achtziger-Stimmung von Starsky & Hutch. In Brüssel und im legendären Studio Sound Emporium in Nashville aufgenommen, hybridisiert die Platte amerikanische Musik, zeitgenössischen Pop und französisches Chanson, mit Banjo, Pedal-Steel-Gitarren und Slide-Gitarren. Ohne je zu einer Vintage- Karikatur zu werden oder zum Klischee eines schlechten Westerns! Fern der Trash-Parolen und Hymnen an ausufernde Partys in der Zeit von Thérapie Taxi – der Gruppe einer Generation mit immensem Erfolg, die im Herbst 2021 ihre Auflösung mit einer triumphalen Abschiedstournee feierte –, liefert die Pariserin von 27 Jahren hier ihre Zweifel und Misserfolge, singt auf intimen Titeln ihren Willen weiterzukommen, zwischen tanzenden Refrains und zarter Melancholie. „Du wirst allein sein, um manchmal frei zu sein“, singt jene, die als Kind Neil Young, Bob Dylan, Cat Power, die Carter Family und… Shania Twain hörte! Übrigens sind jener, die mit wahrem Namen Adélaïde Chabannes de Balsac heißt, die Ideen zu diesem Projekt mit der Erinnerung an ihre ersten musikalischen Lieben gekommen, bis zum Startschuss, der beim Hören des ultra-bearbeiteten Golden Hour (2018), der Texanerin Kacey Musgraves, dem neuen großen Star der Countrymusik in den USA, neben Taylor Swift und Lil Nas X, ausgelöst wurde.

Adé © Fanny Latour-Lambert
Adé © Fanny Latour-Lambert

Aber selbst wenn die Klang-und Bildwelten von Et alors? klar vom Westen und einem zweiwöchigen Roadtrip mit einem Videofilmer, einem Photographen und einem Produzenten zwischen New Mexico und Kaliforniern inspiriert sind, wurde hier keines der Lieder des Albums geschrieben oder nimmt auf Amerika oder traditionelle Themen der Countrymusik Bezug. Si tu partais, eine nachtblaue Ballade ist eine wunderbare Liebeserklärung, während Side By Side, leicht und zärtlich, die Abnutzung der Gefühle beschreibt. Auf dem unwiderstehlichen Q tobt sich Adé aus, kommt zu den rohen Worten und zum schmollenden Tonfall von Thérapie Taxi zurück, mit einer kaum verborgenen Genugtuung („Kümmere dich um deinen eigenen Arsch!“ singt sie auf Französisch). Die Platte hätte genauso gut „erwachsen werden“ heißen können, so wie der Text von Tout savoir, bei dem die junge Frau, zu einer Melodie mit einer Mischung aus Mandoline und Hip-Hop eine Bilanz zu ziehen scheint, ein Blick in den Rückspiegel, vom Übergang der Pubertät zum Erwachsenenalter: „Und ich sage zu mir selbst / Dass, wenn ich mich nicht wiedererkenne / Wenn ich nicht mehr die selbe bin / Das vielleicht dir zu verdanken ist“.

Adé

In La Laiterie (Straßburg) am Freitag den 3. März, in La Cartonnerie (Reims) am Samstag den 4. März, in La Souris Verte (Épinal) am Donnerstag den 23. März und in der BAM (Metz) am Freitag den 24. März
adeofficiel.com

Erschienen bei Tôt ou tard
totoutard.com
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