Jazzdor, das elsässische Jazzfestival feiert sein 40jähriges Jubiläum
Weltoffen, ist der Jazz ein Ort der Fusionen. Ganz im Sinne dieser Lebendigkeit präsentiert die vierzigste Ausgabe von Jazzdor in Straßburg alle Nuancen der blauen Note.
Von Philippe Ochem, vor seinem Renteneintritt nach sechsunddreißig Jahren an der Spitze des Festivals erdacht, vereint das Programm dieses Geburtstagswerkes rund hundertzwanzig Künstler aus dreiundzwanzig Ländern, die im Laufe der Konzerte, einen breiten Fächer von Jazz-Ästhetiken entfalten. Zur Eröffnung, mischt das panamaisch-amerikanische Trio aus Danilo Perez, John Patitucci und Adam Cruz (07.11., Cité de la Musique et de la Danse, Straßburg) lateinamerikanische Kultur und Musik der westlichen Hochkultur mit einem unvergleichlichen Sinn für Interplay – repetitive Motive in einem musikalischen Genre – während der amerikanische Saxophonist David Murray (08.11., Cité de la Musique et de la Danse, Straßburg), an der Spitze eines neuen Quartetts zurück ist, welches das Erbe der Great Black Music feiert. Les Égarés (16.11., Reithalle, Offenburg), eine Verbindung der Solisten Émile Parisien, Ballaké Sissoko, Vincent Peirani und Vincent Segal, wird zu den Alchimisten eines vierstimmigen Gesangs, der von den traditionellen Melodien der Mandinka zur Trance à la John Coltrane wechselt. Indem er wieder an den Geist der Blue Note der Sechziger anknüpft, wagt sich der Kontrabassist Henri Texier (20.11., MAC, Bischwiller) seinerseits auf die Wege des Hard Bops, mit seinem neuen Quintett Blues Roots, indem er mit einem unnachahmlichen Groove, eine Reihe alter, zu Unrecht vergessener Kompositionen, belebt.
Das Line-up ist übrigens nicht geizig mit namhaften Künstlerinnen. Bei ihrer Feuertaufe als künstlerische Leiterin des Orchestre national de Jazz würdigt die Flötistin und Komponistin Sylvaine Hélary die amerikanische Pianistin Carla Bley, die im Oktober 2023 verstorben ist. Das in Zusammenarbeit mit dem Saxophonisten Rémi Sciuto entstandene Programm With Carla (09.11., Cité de la Musique et de la Danse, Straßburg) bewegt sich zwischen orchestralen Fresken und eher kammermusikalischen Zwischenspielen und bringt die Klangpalette, die gewagten Harmonien und den unbezahlbaren Humor einer ikonoklastischen Musikerin zur Geltung. Minimalistischer, präsentiert die britische Sängerin Norma Winstone (14.11., Fossé des Treize, Straßburg) ihren unnachahmlichen Swing in einem intimen Rahmen aus Klavier und Gesang, zusammen mit ihrem Landsmann Kit Downes. Als Anhängerin des großen stilistischen Spagats, kehrt die Saxophonistin Alexandra Grimal (13.11., Planétarium, Straßburg), auf erfrischende Weise zu ihren Wurzeln zurück. Begleitet von der Schlagzeugerin Yuko Oshima und dem Pianisten Jozef Dumoulin liefert diese schwer fassbare Figur der europäischen Experimentalszene eine Performance von großer Freiheit. Als Ort des Austauschs bringt Jazzdor auch zahlreiche internationale Kooperationen hervor. Die vielversprechende französisch-polnische und zu 100 % weibliche Formation Äether (11.11., Planetarium, Straßburg) stellt die Form des Streichquartetts respektlos auf den Kopf und wechselt zwischen Momenten der Spannung und jubelnden Dialogen!
In Straßburg und an verschiedenen Orten im Elsass und in Offenburg vom 7. bis 21. November
jazzdor.com
