Zwischen Traum und Wirklichkeit, ein Dialog zwischen Anke Feuchtenberger und Blutch

In Renchen gehen zwei große Figuren des Comics einen Dialog Zwischen Traum und Wirklichkeit ein: Anke Feuchtenberger und Blutch. 

Nach eindrucksvollen Vorgängern – wie F’Murrr / Peter Gayman, Isabel Kreitz / Mathieu Sapin, etc. –, setzt das Simplicissimus-Haus seine fruchtbare grenzüberschreitende Unterhaltung im Zeichen des Comics mit der Deutschen Anke Feuchtenberger und dem Franzosen Blutch weiter fort. Anhand von rund siebzig Werken entfalten sich die Parallel-Universen zweier großer Akteure der Erneuerung des Comics Anfang der 1990er Jahre – zwischen Vervielfachung der Techniken und Panels, die aus dem Rahmen fallen – die man als „Oneironauten sehen kann, deren graphisches Universum im Laufe der verschiedenen Produktionen pausenlos zwischen Traum und Realität wechselt, wobei die Realität den Traum nährt und umgekehrt“, beschreibt Thérèse Willer, Kuratorin der Ausstellung. Man ist gefesselt von den zarten Kohlezeichnungen aus Genossin Kuckuck (Reproduct, 2023), einem Meisterwerk der Preisträgerin des Max-und-Moritz-Preises 2008, in Form eines phantastischen Eintauchens in die Vergangenheit (Ost)Deutschlands zwischen 1945 und 1955, das ohne Unterlass zwischen dem Imaginären und der Realität schwankt. Fast surrealistisch sind weiterhin Serien von Zeichnungen, in denen sich eine Erzählung installiert – Petra Wolf (2014) oder The Crossing (2001) –, die den Besucher an die Ufer der zeitgenössischen Kunst bringen. 

Man findet diese Durchlässigkeit bei Blutch wieder, von dem Originalzeichnungen aus zahlreichen Werken gezeigt werden, wie dem ikonischen Lune l’Envers (Dargaud, 2014) – zwischen phantastischer Erzählung voller Ernst und Komödie – oder Variations (Dargaud, 2017), bei dem er mit viel Fingerspitzengefühl Klassiker neuinterpretiert und versucht „in die Köpfe der verschiedenen Autoren einzudringen, indem ich versuche mich ihrer Art und Weise der Kreation anzunähern“, fasst der Grand Prix de la Ville d’Angoulême 2009 zusammen. Es werden ebenfalls Zeichnungen aus La Mer à boire (Éditions 2024, 2022), gezeigt, einer phantasmagorischen Geschichte einer Liebesbegegnung zwischen zwei Figuren, einem Jungen, der B genannt wird, und einem Mädchen, das A heißt. Blutch entführt seinen Leser in „eine schwebende, undefinierbare Welt, in der Brüssel am Ufer des Lago Maggiore liegt. Am Anfang dachte ich, dass dieser Comic in 200 Jahren hätte realisiert werden können, von einem Zeichner, der eine Geschichte erzählen will, die heute spielt, der aber eine ungenaue Dokumentation über unsere Zeit gehabt hätte. So vermischt er alles ein bisschen“, fügt er mit einem Lächeln hinzu. Und wir bleiben fasziniert vor seinen Kompositionen, die von unvergleichlicher Eleganz sind… 


Im Simplicissimus-Haus (Renchen) bis 28. Juli 
simplicissimushaus.de

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