Eintauchen in die Aufnahmen von Manfred Willmann in La Filature
Mit Schöne Welt, wo bist du? präsentiert der siebzigjährige Manfred Willmann eine gigantische monographische Ausstellung mit mehr als 300 Momenten seines Lebens, zwischen Alltagsszenen und wilder Natur.
Als einer der Photographie-Pioniere Österreichs in der Verwendung von Farbe bekannt, liefert Manfred Willmann anhand von dreizehn Serien, für die er berühmt ist, einen intimen Blick auf sein Leben in der Steiermark, im Norden der slowenischen Grenze. In der ersten Ausstellung dieser Größe in Frankreich findet man unter den Aufnahmen von 1972 bis 2024 eine Reproduktion von Selbstporträt (1972): Ein Tetraptychon enthüllt das Gesicht und die Büste des jungen Mannes, der 20 Jahre alt ist, sowie seine Arme, seinen Hintern und seine Füße. Von bunten Bändern umrahmt, säumt jedes Körperteil Accessoires, die ihm direkt zugeordnet sind. So zeigen sich eine Hose, Schuhe und ein Kleiderbügel, die man in den letzten noch sichtbaren Fragmenten der Installation Das Haus, Hodschag, Graz, 1944, 1993 sieht, welche auf die Geschichte seiner Eltern und Großeltern zurückblickt, die Ex-Jugoslawien verlassen haben um sich in Österreich niederzulassen, wobei sie Objekte des alltäglichen Lebens mitnahmen. Mit Grazer Kontaktporträts (1975), einer Reihe von 66 Portraits, der er ein Jahr später sieben weitere hinzufügte, befasst sich der Künstler mit der Wahrnehmung der Realität. Auf den drei in Mulhouse ausgestellten Werken, in deren Mitte sich sein Vater abhebt, erscheinen die Gesichter der Subjekte wie in 36 Teile explodiert: Einmal aneinandergeklebt, bilden sie die Gesamtheit des Gesichts. Seine Lebensgefährtin Christine Frisinghelli, steht ihnen in nichts nach, denn sie ist die Hauptakteurin in Für Christine (1984-1988), neun Diptychen, die sie mit Momenten des Lebens zusammenbringen, die in einer „Poesie des Zufalls“ ausgewählt wurden, wie sie erklärt.
Manfred Willmann gibt sich nicht damit zufrieden Menschen unsterblich zu machen. Bei 2018-2017, nutzt er den Fokus der digitalen Apparate um den Rest seiner Umgebung mit einer chirurgischen Präzision einzufangen: Eine Wespe mit strahlendem Panzer, die den Saft einer Heidelbeere trinkt, die auf den Boden gefallen ist, eine neugierige Heuschrecke, die sich auf einem Paket Zucker installiert, ein verschneiter Wald… mit Nockberge (2005), geht er zur wilden Natur über und taucht in alpine Gipfel ein, zeigt die Vegetation des Massivs Über-und Unterwasser. Unmöglich nicht Die Welt ist schön (1981-1983) zu erwähnen, einen Zyklus ab dem er damit beginnt in Farbe zu photographieren und seine Vorliebe für einfache Szenen des Alltags unterstreicht, die stark von einheimischen amerikanischen Photographen inspiriert ist (William Eggleston, Stephen Shore…). Um seinen Blick auszuruhen, kann der Besucher in das schwarz-weiße Universum von Schwarz und Gold (1979-1981) eintreten, 80 separate Arbeiten in drei Teilen, die erstmals in ihrer Gesamtheit ausgestellt werden und die Entwicklung der Faszination des Künstlers für Landschaften verdeutlichen.
In La Filature (Mulhouse) bis zum 1. Juni
lafilature.org