X-RAY: Die Ausstellung, in der Wissenschaft auf Kunst trifft in Völklingen
Die neue große Ausstellung der Völklinger Hütte, X-RAY nimmt Die Macht des Röntgenblicks unter die Lupe, des Erfinders dieser spektakulären wissenschaftlichen Errungenschaft.
Der vergangenen 8. November war ein symbolisches Datum: Die Entdeckung der X-Strahlen, vor 130 Jahren, durch den deutschen Physiker Wilhelm Conrad Röntgen. Im Inneren der beeindruckenden Industriestätte Völklinger Hütte – in der Gebläse-und Verdichterhalle – decken 79 Akteure aus der ganzen Welt verschiedene künstlerische und wissenschaftliche Felder ab, die zu einer ergreifenden Reise durch die Geschichte dieser elektromagnetischen Strahlen und ihren Einfluss auf die Welt der Kultur einladen. 18 Kapitel erkunden den Platz der Radiologie im Laufe der Zeit und laden den Besucher dazu ein in einen Rundgang einzutauchen, der unter anderem mit einer Abfolge von Zeichnungen beginnt, die speziell für die Ausstellung kreiert wurden. In The X-Ray Story, enthüllt Jens Harder – dem man das vor Kurzem erschienene anspruchsvolle Gamma (Carlsen Verlag, 2025) verdankt – so in Form eines Comics die Entstehung dieser Revolution. Darauf folgt eine Rekonstruktion des Labors von Röntgen in einer intimen Inszenierung, in der man das wertvolle Zeug dieses genialen Geistes sehen kann.
Die umwerfende Kapelle von Wim Delvoye, die ursprünglich für das Mudam im Jahr 2006 konzipiert wurde, entfaltet sich in der Gebläsehalle. Von der Gotik inspiriert und aus Glasfenstern und Stahl hergestellt, die mit dem Laser zugschnitten wurden, könnte sie fast gewöhnlich erscheinen… wenn die Bildflächen nicht Röntgenaufnahmen von menschlichen Körpern zeigen würden, von gescannten Fleischstücken, einen ausgestreckten Mittelfinger oder starke sexuelle Anspielungen! Der Ausdruck des Göttlichen wird profan, definiert die Beziehung zur Religion und dem Heiligen neu, wobei er gleichzeitig seine Codes entleiht. In einem Teil, der der Radiologie im Krieg gewidmet ist, haben Marie Curie und ihre Tochter Irène ihren berechtigten Platz. Die Chemikerin und Physikerin hat es in der Tat erlaubt diese Technik weiterzuentwickeln, dank der Kreation und Nutzung von Röntgenwagen oder Radiologiewagen – deren Spitzname „Kleine Curie“ war –, Wagen die mit mobilen Einheiten ausgestattet waren, die ab 1914 an der Front genutzt wurden. Überraschend ist die riesige Installation von Andreas Greiner Monument for the 308 (2016), aus Stahl und Plastik, das von einem 3D-Drucker ausgedruckt wurde, auf der Basis der Röntgenaufnahme eines Hühnchens mit gebrochenem Knöchel, um das Skelett des Geflügels zu bilden, das fast acht Meter hoch ist. X-Ray in Politik und Geschichte lässt seinerseits Gesellschaft, Photomontage und kritische Pressezeichnungen in einen Dialog treten, insbesondere anhand von Arbeiten von John Heartfield und Adam Zyglis, die jeweils Hitler und Trump karikieren, indem sie sie natürlich mit einem Röntgenblick betrachten.
Im Weltkulturerbe Völklinger Hütte (Völklingen) bis 16. August 2026
voelklinger-huette.org



