Turkish delirium: Altın Gün zelebriert Yol

© Rona Lane

Zwischen traditionellem Gesang aus Anatolien und Elektro-Arrangements zelebriert Yol, das neueste Werk der niederländischen Gruppe Altın Gün, musikalische Hybridisierung.

Zuerst ist da diese Stimme, rund und verführerisch wie die einer Märchenerzählerin, die die dramatische Klangfarbe der psychedelisch-orientalischen Melodien verstärkt und uns von Anfang an fesselt. Es ist jene von Merve Dasdemir, der Sängerin von Altın Gün. Diese überraschende Gruppe, die direkt aus Istanbul stammen könnte, wurde 2016 in Amsterdam von Jasper Verlhust gegründet, einem niederländischen Bassisten, der sich unsterblich in die etwas steifen Hits des Goldenen Zeitalters (altın gün in türkisch) des anatolischen Rocks verliebt hat. Das Sextett nimmt die Standards des Anadolu-Rocks der 1970er und 1980er auf, ebenso wie Lieder der lokalen Folklore um sie mit halluzinatorischen Synthesizern und elektronischen Verzerrungen aufzupeppen. Vom Saz getragen (einem traditionellen Instrument mit Ähnlichkeit zur Laute) und der Klaviatur von Erdinç Ecevit Yıldız, der in den Niederlanden aufwuchs und mit seinem Vater auf türkischen Festen spielte, stürzen die 12 Stücke des neuen Albums Yol („die Straße“) den Zuhörer in eine Spalte zwischen Raum und Zeit, so als ob sich eine Öffnung zwischen Orient und Okzident aufgetan hätte. Herrlich kitschig und mitreißend, manchmal melancholisch, manchmal glühend. Definitiv cool!


Beim Festival Décibulles (Neuve-Église), am Donnerstag 15. Juli
Beim Festival Bon Moment von L’Autre canal (Nancy), am Freitag 23. Juli
In La Vapeur (Dijon), am Mittwoch 22. September
Im X-TRA (Zürich), am Mittwoch 17. November
In der Union Halle (Frankfurt), am Montag 22. November
In der Kulturfabrik (Esch-sur-Alzette, Luxemburg), am Sonntag 5. Dezember

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