Traditionen und Zukunft in Thikra: Night of Remembering
Eine rituelle Aufführung, die die Traditionen, die Erinnerung und die Zukunft feiert, Thikra: Night of Remembering mischt indische und zeitgenössische Tänze in einer arabischen Wüste.
Die aktuellste Uraufführung der britischen Truppe Akram Khan Company – deren Gründer einen Teil der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in London im Jahr 2012, zur Interpretation des christlichen Liedes Abide with Me von Emeli Sandé, choreographiert hat –, Thikra: Night of Remembering nimmt dieselbe sakrale, traumhafte und altüberlieferte Energie an, spielt erneut mit Hell-Dunkel und orangefarbenem Licht. Auf der Bühne vierzehn Frauen, die eine interkulturelle Zeremonie ausführen, Figuren aus Bharatanatyam und Kathak, traditionellen indischen Tänzen – wobei Ersterer mit religiösen Praktiken in Verbindung steht – geprägt von den berühmten mudras und hastas, typischen Stellungen der Finger, Hände und Arme, mit zeitgenössischem westlichem Tanz verbinden. In einem Bühnenbild, das von der Bildhauerin Manal AlDowayan entworfen wurde, deren Arbeit sich mit Gebräuchen, kollektivem Gedächtnis und der Darstellung der Frauen befasst, enthüllen sich bizarre Steinkonstruktionen, die an die Wüstenzone von AlUla erinnern, Region in der Provinz von Medina, in Saudi-Arabien. Zu präzisieren ist, dass das Stück, dessen Premiere im vergangenen Januar in der Nähe dieses Sandmeeres gegeben wurde, eine Arbeit ist, die von Wadi AlFann –„Tal der Künste“ – in Auftrag gegeben wurde, einem Openair-Galerie-Projekt, das von der Königlichen Kommission für AlUla getragen wird, einer saudi-arabischen Institution, deren Ziel der Schutz und die Entwicklung dieses Gebiets ist, indem sie Künstler dazu einlädt die Oase zu dekorieren… zu denen unter anderem Manal AlDowayan* gehört.
Von den ersten Sekunden an, ist Thikra – was übersetzt Erinnerung, Gedenken bedeutet – von Spiritualität durchzogen. Eine verträumte Musik erklingt, während die Tänzerinnen langsame Bewegungen mit den Händen ausführen, sie synchron ausfalten und schließen, mit Daumen und Zeigefinger einen perfekten Kreis bilden, eine mystische Geste, Symbol des Friedens und der Harmonie, das unter dem Namen chin mudra bekannt ist. Ein Felsblock zeigt sich nach und nach, eine Art Höhle im Hintergrund, in dem ein rötlicher Schimmer erstrahlt. Davor geht eine Gruppe von Frauen in dunklen Gewändern einer Unbekannten voran, die abseits liegt und in ein weißes Kleid gehüllt ist. Eine Kohorte tritt hinzu. Eine von ihnen legt eine Hand auf ihre Stirn, um ihre Seele einzubestellen, sie wiederzubeleben. Ein Gong erklingt, gefolgt von frenetischen Trommelklängen des Volksgesanges mit zeremoniellen Akzenten Gyura Beli Belo Platno, der vom London Bulgarian Choir interpretiert wird, der bulgarische Landschaften und Traditionen durchstreift um uns in eine epische nächtliche Gedenkfeier zu versetzen, zum Klang ferner Trommeln, die eine faszinierende Trance auslösen.
Im Grand Théâtre (Luxemburg) vom 19. bis 21. September
theatres.lu
* Manal AlDowayan, Ágnes Dénes, Michael Heizer, Ahmed Mater und James Turrell wurden ausgewählt um die Eröffnungswerke für Wadi AlFann zu schaffen. Seit 2024, entwickelt Manal AlDowayan hier Oasis of Stories, ein Labyrinth aus Steinen, das die Folklore und die Geschichten Saudi-Arabiens erzählt. Die Eröffnung des Geländes für das Publikum ist für 2026 vorgesehen
manaldowayan.com – experiencealula.com