Schöner Trinken im Historischen Museum Basel

Jeux à boire et récipients insolites, XVIIe siècle, collection privée Bâle

Im Historischen Museum Basel versetzt eine prächtige Sammlung von Silbergefäßen den Besucherin den Prunk der Barockzeit: Schöner trinken.

Die Sammlung ist majestätisch. Sie gehört einem Basler, der anonym bleiben möchte und vereint rund 235 Stücke, oft Unikate, von denen eine breite Auswahl gezeigt wird. Sie zeichnet die Konturen der Trinkkunst
zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert, hauptsächlich im deutschen Sprachraum, bei den Mächtigen – reiche aufsteigende Bürger, einflussreiche Prälaten oder Adlige mit etablierter Macht –, denn es handelt sich in der Tat um Prestigeobjekte. Auch wenn Bier und Wein einen geringeren Alkoholgehalt haben als heute, trinkt man damals nichtsdestotrotz sehr viel davon. Und nicht nur weil das Wasser oft nicht für den Konsum geeignet ist! Es geht darum eine „schöne Trunkenheit“ zu erreichen, wie es Richard Brathwaite in seinem Jus potandi (Zechrecht, 1616) schreibt. Davon zeugt eine Reihe von Faustbechern mit floralen oder geometrischen Motiven,
die mit expliziten Maximen kombiniert werden: „Trinck mich aus und lege mich nider. Stehe ich auf so füll mich wieder“. Der Rundgang illustriert die Diversität der Behältnisse. Man entdeckt Deckelhumpen (deren Abdeckung das warme Bier oder den gewürzten Wein vor dem Abkühlen bewahrten), die prachtvoll verziert sind. Auf einigen sind antike Münzen eingelassen. Andere, kleinere Damenhumpen – die für Frauen während der Stillzeit bestimmt sind – stehen in Kontrast zu ihren überdimensionalen Kollegen. In Augsburg hat man so um 1690 ein Monster fabriziert, das 2,4 Liter beinhaltet und einmal gefüllt 4,5 Kilogramm wiegt, geschmückt mit zarten mythologischen Szenen. Im Herzen dieser Armada findet man auch Willkomm, Kelche, die zur Begrüßung bei Zeremonien gereicht wurden, Römer1 – kegelförmiger Fuß und kugelförmiges Behältnis – und weitere Krüge.


Auch wenn der Besucher viel über die Herstellung – eine nachgebaute Goldschmiedewerkstatt lädt jeden dazu ein selbst Silber zu behauen –, die Benutzung und soziale Funktion dieser Objekte lernt, bleibt er sprachlos vor dem Einfallsreichtum der Kunsthandwerker. Er gipfelt in einer Serie von Meisterwerken deren Mechanismen von seltener Komplexität, die Formen von extremer Eleganz sind, die das Trinken zum Spiel machten… und deswegen vom Klerus2 kritisiert wurden: Mit Wein gefüllte Segler, stolze Trinkschiffe auf Rädern, die über die damaligen Tische segelten, außergewöhnliche Pokale – darunter einer, der aus einer großen Hummerschere
hergestellt wurde, ein anderer, der die Form eines Adlers annimmt – oder auch ein unglaubliches Dispositiv,
das es erlaubt Wasser in Wein zu verwandeln! Einige Trinkspiele machen Lust darauf sie auszuprobieren, wie ein Windmühlenbecher, der geleert werden muss, bevor die Flügel der Mühle zum Stehen kommen. Derjenige dem das nicht gelang, musste die Anzahl an Bechern trinken, die die kleine mechanische Uhr anzeigte, deren Zeiger sich gleichzeitig mit den silbernen Mühlenflügeln drehten.


Im Historischen Museum / Barfüsserkirche (Basel) bis 29. Januar 2023
hmb.ch
> Die Ausstellung kann mit einem dreisprachigen eGuide besichtigt werden (deutsch, französisch und englisch)

1 Die Bezeichnung stammt wahrscheinlich vom niederländischen „roemen“ ab (rühmen) und bezieht sich auf den Ausspruch eines Toasts
2 Im Jahr 1682 schrieb der Pastor Michael Freud: „Die Welt-Kinder und Sauff-Helden heutiges Tags sauffen auß Schiffen, Windmühlen, […], Aepffeln und Birnen […] und andern ungewöhnlichen bißweilen ungeheuren Trinckgeschirren, die der Teuffel erdacht hat […] als wann sich die Narren sonst nicht könten vollsauffen auß gebräuchlichen Gefässen.

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