Johan Grimonprez auf dem Titelbild des ZKMs

...because Superglue is forever!!!, extrait Auszug, 2011 © Johan Grimonprez

Mit All Memory Is Theft empfängt das ZKM eine Retrospektive, die dem Videokünstler Johan Grimonprez gewidmet ist, der die Rolle der Medien in unserem Leben offenbart.

Eine originelle Initiative, Kultur in Karlsruhe, bringt mehr als 30 große Institutionen der Stadt zusammen, zu denen das ZKM gehört, das sich aktuell für Johan Grimonprez (geboren 1962) interessiert. Als erstaunlicher Bild-Archäologe wurde er einem breiten Publikum mit dial H-I-S-T-O-R-Y (1997) bekannt, einer Sensation auf der documenta X in Kassel, die hier ebenfalls gezeigt wird. Ausgehend von Fernseh-Archiven ist diese Video-Collage eine Überlegung zum „Spektakel“ – in dem Sinne wie Guy Debord den Begriff verwendet – das von den Medien angeboten wird, anhand des Beispiels von Flugzeugentführungen. Ausgehend von Fragmenten aus Fernsehnachrichten und Texten aus Romanen von Don DeLillo, fragt sich der Belgier welche Auswirkung solche Reportagen haben – die mit Auszügen aus Science-Fiction-Filmen, Laien- videos, etc. unterbrochen werden – in einer Welt, die von Bildern übersättigt ist, in der die Realität ohne Unterlass verformt wird. Interaktive Installationen – wie Maybe the sky is really green, and we’re just colorblind (2011- heute), das auf brillante Weise die Geschichte des Zappings beleuchtet – Kurz-und Spielfilme, Storyboards, Photographien und Zeichnungen: Der Rundgang ist wie ein sich erweiternder Vlog aufgebaut, von (1992) – das die erste Begegnung zwischen einem isolierten Dorf in Neuguinea und der Außenwelt rekonstruiert und dabei die koloniale Vergangenheit der Insel untersucht – bis zu den Neuesten.


Darunter, unmöglich nicht Soundtrack to a Coup d’État (2024) zu erwähnen, das vom ZKM koproduziert wurde und für den Besten Dokumentarfilm bei den Oscars nominiert wurde: Er thematisiert das Eindringen der Sängerin Abbey Lincoln und des Schlagzeugers Max Roach mit rund sechzig Kämpfern für die Rechte der Schwarzen, in den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen im Jahr 1961, um gegen die Ermordung von Patrice Lumumba zu protestieren, in einer Zeit, in der der Kongo eines der Epizentren des Kalten Krieges und der Dekolonisations- Kämpfe war. Der Besucher ist begeistert von einer zweiteiligen „Untersuchung“ zu Doubles von Johan Grimonprez: Looking for Alfred (2005), rund um die Doppelgänger von Hitchcock, die Double Take (2009) gegenübersteht. Man entdeckt hier den bevorzugten modus operandi des Künstlers, der „alte“ Quellen unterschiedlichsten Ursprungs wiederverwendet – Werbungen, aktuelle Nachrichten, Propaganda, Filmauszüge, etc. – um die Welt auf allgemeine Weise zu hinterfragen und die Entwicklung der Technologien im Besonderen, was den Menschen mit seinem Spiegelbild konfrontiert, ganz im Sinne von James Baldwin, der schrieb: „Die Geschichte ist nicht die Vergangenheit. Sie ist die Gegenwart. Wir tragen unsere Geschichte mit uns. Wir sind unsere Geschichte.“


Im ZKM (Karlsruhe) bis 8. Februar 2026

zkm.dejohangrimonprez.bekulturinkarlsruhe.de

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