Fokus auf Imprisoned Gods von Lukah Katangila im Grand Théâtre de Luxembourg
Der in der Demokratischen Republik Kongo geborene Choreograph Lukah Katangila befasst sich mit der kolonialen Vergangenheit des Kontinents und seinem Erbe in Imprisoned Gods, das traditionellen Tanz und Hip-Hop mischt.
Ihre neue Kreation, die in Zusammenarbeit mit Wim Vandekeybus und seiner belgischen Tanzkompanie Ultima Vez enstanden ist, taucht in die Geschichte einer Region ein, die von den Kolonialisten, den altüberlieferten Glauben und der Durchsetzung des Christianismus geprägt wurde. Welcher Auslöser hat Sie dazu veranlasst alle diese Thematiken zu verbinden?
Als Künstler und Aktivist stelle ich mir Fragen. Jeden Tag stehen Rückgaben auf Titelseiten: Man gibt uns das zurück, was gestohlen wurde, das ist eine tolle Sache, aber was machen wir damit? In Afrika haben die Jungen zum Beispiel wenig kulturelles Verständnis für die Bedeutung der Masken. Man spricht nicht darüber, außer in der Kirche, wo man uns beigebracht hat, dass dies mit einem gewissen Fetischismus in Verbindung stand. Im Bildungssystem gibt es nichts. Daraus ist die Idee für das Stück entstanden.
Der Hip-Hop entwickelt sich an der Seite der traditionellen Tänze Mboka, Rega, Tembo, Shi und Hunde. Was charakterisiert sie und warum diese Verbindung?
Wir sind vier Interpreten. Ich kenne alle, wir sind gemeinsam aufgewachsen, wir haben in Goma Straßen-Battles gemacht, also weiß ich, dass sie mit dem Urbanen und der Tradition eine Verbindung haben. Sie zusammenzubringen ist interessant, denn mit der Zeit habe ich verstanden, dass die Bewegungen ähnlich sind. Der Hip-Hop taucht am Anfang auf, dann mischt ihn jeder mit einem altüberlieferten Tanz. Der Mboka ist der traditionelle Tanz der Tembo, des Stammes meiner Vorfahren. Sie waren Elefanten-Jäger, also ist er von den Geräuschen des Tieres beim Gehen inspiriert. Der Shi bezieht sich auf die Fischerei, die Gesten ähneln eher jenen vom Auswerfen der Köder, der Netze… Der Tanz Rega zieht seine Ursprünge aus der Jagd, also gibt es zahlreiche Bewegungen, die sich auf die Schulter, die Kraft konzentrieren. Der Hunde ist fast von allen anderen inspiriert. Es gibt viele Hüftschwünge. Wir schaffen Rhythmen, indem wir Glöckchen an unsere Füße hängen und mit Schlagzeug.
Videoprojektionen unterstreichen ebenfalls diese Beziehung zwischen Vergangenheit und Gegenwart…
Eine gespannte Leinwand wirft Bilder von einer blutigen Materie zurück, in Bezug zur Herrschaft von Leopold II. während der Kolonialzeit, während derer viele Personen ihr Leben verloren haben. Anschließend sieht man flüssiges Gold, Symbol dieser nach Europa exportierten Ressource, sowie Wasser, in Bezug zum Fluss Kongo und den Zongo-Wasserfällen, die viele Menschen verbunden und den Verkehr vereinfacht haben, den touristischen, wie jenen der Sklaven.
Was erzählen die Kostüme ihrerseits?
Das Minganji-Ensemble aus Raphiabast ist ein traditionelles Gewand dessen Geschichte im Begriff ist zu verschwinden. Wenige zeitgenössische Künstler nutzen es heute. Es illustriert eine Verbindung mit der Natur, die mich interessiert. Außerdem wollen wir diese beiden Epochen mit alltäglichen Dingen verbinden, die uns ähneln: Ein Tänzer trägt ein gelbes Oberteil, Farbe der kongolesischen Flagge, während ein anderer eine Krawatte und ein etwas schickes Hemd trägt, die zeigen, dass jeder sich so anziehen kann.
Im Grand Théâtre (Luxemburg) am Freitag den 20. und Samstag den 21. Juni
theatres.lu