EXTRA : Die Verfremdung

EXTRA © Communauté de Communes du Pays de Bitche

EXTRA, von Nicolas Verschaeve, erneuert unseren Blick auf ein Alltagsobjekt, das in unserem Leben so präsent ist, dass wir es nicht mehr sehen. Begegnung mit dem Designer der Christbaumkugel 2022 des CIAV in Meisenthal.

Wie würden Sie ihr Kredo definieren?
Ich bin in erster Linie ein Designer und Forscher, dessen Projekte sich in verschiedenen Formaten materialisieren können: Edition von Objekten, Möbeln oder Räumen, Veröffentlichung von Büchern oder Filmen, Vermittlung von Wissen, denn ich bin auch Lehrkraft an der École supérieure d’Art et de Design in Valenciennes.

EXTRA
Nicolas Verschaeve © CIAV Meisenthal

Wie sind Sie an dieses Projekt herangegangen, nachdem der CIAV rund zwanzig Christbaumkugeln mit Designern herausgebracht hat?
Mit dem Willen sie in die lange Liste der Objekte zu stellen, die seit Jahrzehnten in Meisenthal hergestellt werden! Anstatt von einer Zeichnung auszugehen, bin ich in die Archive des Zentrums eingetaucht, habe die Artefakte des Alltags entdeckt, die im Laufe der Geschichte produziert wurden: Becher, Gläser… Die Flasche ist mir sehr schnell als ein Archetyp all dieser Gebrauchsgegenstände mit anonymem Design erschienen, deren Omnipräsenz in unseren Leben sie schlussendlich unsichtbar gemacht hat. Ich mag die Idee, dieses Symbol der Geselligkeit wieder sichtbar zu machen, indem man die ursprüngliche Funktion verfremdet. So habe ich mich auf die Suche nach den technischen Details des Flaschenbodens gemacht, die ihr Solidität und Stabilität verleihen (die Wölbung des Bodens und die äußeren Riffelungen), um ihre ästhetischen Möglichkeiten auszuschöpfen.

Aus einem gewöhnlichen Flaschenboden den Star des Heiligabends zu machen, das ist… gewagt, oder?
[Lacht] Hinter dieser Arbeit der Sublimation steht die Frage nach unseren Konsumgewohnheiten und dem Wert aller dieser Objekte, die in Massen produziert werden um dann weggeworfen zu werden. Eine Flasche ist ein Übergangs- Objekt, das man für seinen Inhalt kauft und die man in den Abfall oder den Pfandautomaten gibt, wenn dieser getrunken wurde, obwohl sie, von der technischen Seite aus betrachtet, Jahrzehnte überdauern könnte. Die Frage stellt sich heute umso mehr, als wir dem rapiden Anstieg der Energiepreise trotzen müssen, der natürlich die Glasindustrie betrifft, die vom Gas abhängig ist.

EXTRA, le moule © Communauté de Communes du Pays de Bitche
EXTRA © Communauté de Communes du Pays de Bitche

Es ist auch die Verfremdung eines Industrieprodukts, das zu seiner handwerklichen Herstellung zurückfindet, …
Ganz genau. Normalerweise stiehlt die Industrie die Ideen beim Handwerk. Hier ist das Gegenteil der Fall: Wir entziehen eine Komponente aus dem Produktionsstrom, um sie zurück in die Hände der Handwerker zu geben. Das, was auf perfekte und systematische Weise produziert wird, wird so zu einem Objekt, das, trotz seiner Wiederholbarkeit, einzigartig ist, da es je nach dem Glasbläser anders geblasen wird oder eine andere Farbe annimmt, etc.

EXTRA, processus de fabrication © Communauté de Communes du Pays de Bitche
EXTRA © Communauté de Communes du Pays de Bitche

Woher kommt der Name EXTRA?
Es ist einerseits die Extraktion eines Teils eines Objekts aus seiner industriellen Produktionskette und andererseits die Extraktion des Negativs dieses Flaschenbodens, um daraus das Positiv der Christbaumkugel zu machen. Es suggeriert auch, dass ein einfacher Schritt zu Seite ein ordinäres Gefäß in etwas außergewöhnliches verwandeln kann.


Zu kaufen auf dem Straßburger Weihnachtsmarkt und im Office de Tourisme in Colmar, Forbach, Metz, Nancy und Sarreguemines (24€)
ciav-meisenthal.fr


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