Im Land der Meisen: Christbaumkugel 2021 im CIAV Meisenthal

©Photos de von Guy Rebmeister / Centre international d‘Art verrier

Piaf, von Harmonie Bégon, hält die Poesie der Natur und die vergänglichen Kindheitserinnerungen in Glas fest. Begegnung mit der jungen Schöpferin der Christbaumkugel 2021 des CIAV in Meisenthal.

 

Seit Sie ihr Designdiplom an der Hear im Jahr 2018 absolviert haben, verschreibt sich ihre Vorgehensweise einer konstanten Zusammenarbeit mit Handwerkern. Woher kommt diese Verbundenheit mit traditionellem Savoir-faire?
Über eine Vorliebe für die altüberlieferten Gesten und die Materialien hinaus verkörpert das Handwerk eine Alternative zur Massenproduktion, ein Zukunftsmodell im Angesicht der Herausforderungen für Gesellschaft und Umwelt. Es ist gleichzeitig eine sehr persönliche Vorgehensweise und sehr politisch. Ich wollte nicht die x-te Designerin werden, die standardisierte Objekte zeichnet, die am anderen Ende der Welt produziert werden oder für ein privilegiertes Publikum reserviert sind. Das Design im Dienste des traditionellen Savoir-faire und nicht das Gegenteil!

Wie ist Piaf geboren?
Die Idee war wieder jene in einer Kooperation zu arbeiten, mit den Glasbläsermeistern des CIAV natürlich, aber auch mit anderen lokalen Akteuren: den Tieren, die in der Region präsent sind. Und schließlich ist Meisenthal buchstäblich das „Tal der Meisen“. Ich habe mich daran erinnert, dass ich als Kind mit meiner Mutter und meiner Schwester viele kleine Fettkugeln an den Bäumen aufhängte um die Vögel zu füttern (wie man früher die Tannenzapfen an den Christbaum hängte) und schließlich ihr hypnotisierendes Ballett stundenlang beobachtete. Piaf hält in einer Glaskugel mit erstaunlichen Lichtreflexen diese flüchtigen Momente der Poesie und Anmut fest.

Was waren die technischen Herausforderungen auf dem Weg von der Fettkugel zum Glas?
Nach einem Studium der Diät der Meisen habe ich verschiedene Prototypen entworfen, mit verschiedenen Körnern. Mir ist schnell aufgefallen, dass die Formen, die die Sonnenblumenkerne auf der Kugel hinterlassen an die traditionellen, abgeschrägten Motive erinnern, die mit dem Schleifstein entstehen, so wie sie im Katalog der Glasbläserei von Meisenthal präsentiert werden – da ich 2018 im Rahmen eines Praktikums zum Abschluss des Studiums an der Digitalisierung der gusseisernen Formen des CIAV teilgenommen habe, sah ich schnell eine Verbindung! Von da an habe ich Formen aus Gips entworfen um die Wiedergabe der Körner-Abdrücke auf dem geblasenen Glas zu sehen und sie in ein 3D-Modell zu übertragen, das den Anforderungen entspricht, die zum
Beispiel das Herausnehmen aus der Form betreffen, etc.

Wie sehen ihre Projekte aus?
Mithilfe des Dispositivs Tango & Scan der Stadt Straßburg habe ich vor einem Jahr die Plattform À demain Maurice gegründet. Es handelt sich um ein Kollaborations-Projekt mit Handwerken in der Region Grand Est, das Objekte anbietet, die das Savoir-faire der Region in den Vordergrund stellen und das Handwerk wieder ins Zentrum unseres täglichen Gebrauchs bringen, ob auf dem Land oder in der Stadt. Das Kredo lautet, in direkter Linie mit William Morris – Gründer der Bewegung Arts & Crafts im 19. Jahrhundert – oder des indischen Denkers Arjun Appadurai, „die Freuden des Kurzlebigen […] durch die Imperative des Langlebigen zu ersetzen.”


Erhältlich in den Tourismusbüros der größeren Städte Ostfrankreichs und auf dem Straßburger Weihnachtsmarkt (ab 21€)

ciao-meisenthal.fr 

ademainmaurice.fr 

 

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