Eine tierische Rückkehr des Zoologischen Museums in Straßburg!
Nach sechs Jahren Renovierung ist das Musée zoologique de Strasbourg kurz davor seine Pforten wieder zu öffnen. Eintauchen in dieses neue Schmuckkästchen mit seinem Direktor Samuel Cordier sowie Simon Malivoire de Camas, Konservator und Kurator der Sonderausstellung zur Eröffnung.
Frisch renoviert, steht das Zoologische Museum nun an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Was heißt das?
Samuel Cordier: Historisch gesehen, ist das Museum eine Einrichtung, die ein Inventar der Welt macht. Heute stellt eine neue Erzählung den Menschen ins Zentrum des Diskurses, hinterfragt seine Rolle, seinen Einfluss auf das Lebendige und die Mittel, die er hat, um es zu bewahren. Ziel ist es, dass der Besucher mit einem neuen Verständnis hinausgeht. Dieser Wille bildet sich konkret durch das Schaffen von Ausdrucks-und Begegnungsräumen zwischen Publikum, Vermittlern und Forschern ab.
Die Vermittlung wird verstärkt, ebenso wie die Präsenz von interaktiven Multimedia-Dispositiven. Wie wird das aussehen?
S.C.: Anstatt Personen zu haben, die nur mit der Aufsicht betraut sind, stehen Vermittler den ganzen Rundgang entlang, auf jeder Etage. Es sind alles Studenten der Universität von Straßburg. Wir präsentieren auch Archivfilme und bieten verschiedene Interaktionen an, wie eine Art Rollenspiel, im Teil, der dem Ökosystem des Oberrheins gewidmet ist, im Ausstellungsrundgang, der zum Teil zur Wechselausstellung gehört.


Drei Rundgänge prägen in der Tat den Besuch: Die Dauerausstellungen, die Wechselausstellungen und die Sonderausstellungen. Wie ist das alles organisiert?
S.C.: Insgesamt werden 1800 Spezimen ausgestellt. In der Dauerausstellung findet man ganz neue Stücke, die im vergangenen Jahr präpariert wurden, wie die Kaiser-und Königspinguine oder den Albatros, aber auch emblematische – Nilkrokodil, Gorilla, Walross, See-Elefant, Quastenflosser… Letztere sind in sieben Zimmern aufgeteilt, die den wichtigsten Elementen gewidmet sind, die „Totem-Säle“. Der Quastenflosser, zum Beispiel, ist ein sehr seltener Fisch, der 1938 wiederentdeckt wurde, als man glaubte, dass er ausgestorben sei. Wir stellen ein Exemplar aus, das 1967 gefischt wurde, das mehr als ein Meter lang ist. In der Wechselausstellung prä- sentieren wir drei Ökosysteme: Die regionale Biodiversität mit Der Oberrhein, die endemischen Arten aus der Samagi-Bucht, in Japan, denn ein ehemaliger Konservator des Museums hat dort Ende des 19. Jahrhunderts gearbeitet und viele Spezimen mitgebracht, insbesondere die Japanische Riesenkrabbe oder Macrocheira und Die Natur im Labor, das den Stechmücken und Bienen gewidmet ist. In diesem letzten Kapitel kombinieren wir einen Sensibilisierungs-Teil mit einem anderen, der interaktiver ist: Eine Rekonstruierung dreier Labore, die Kisten zum Anfassen bereithalten, etc.
Simon Malivoire de Camas: Bei BiodiverCité. Die Tiere der Stadt (19.09.- 31.12.26), handelt es sich um die Sonderausstellung zur Eröffnung. Sie konzentriert sich auf die nächstgelegene Biodiversität und unterstreicht die Verwurzelung des Museums in der Stadt. Wir haben mit der naturalistischen Straßburger Illustratorin Valentine Plessy zusammengearbeitet und präsentieren fünf ihrer Zeichnungen. Jede zeigt ein Tier, das für eine der fünf urbanen Mi- lieus repräsentativ ist, welches wir in den Fokus stellen wollen – die Straße, das Kanalisationsnetz, der Park, die Kathedrale und städtisches Brachland. Wie bei einem Spaziergang streichen die Leute durch die Räume des Saals, die auf 110 Quadratmetern verteilt sind. Für den Teil Kathedrale handelt es sich zum Beispiel um den Turmfalken. Der Begleittext lässt uns die Art und Weise hinterfragen, wie die Renovierung von Dächern und Gebäuden den Nestbau und das Vogelleben in der Stadt stören kann. Es sind immer offene Fragen um über unsere Interaktionen mit dieser Fauna nachzudenken. Präparierte Spezimen werden ebenfalls ausgestellt.
Die Szenografie ist übrigens von den Schülern der Hear realisiert worden. S. M. de C.: Vier Studentinnen und ihr Professor haben in der Tat eine starke Umgebung angeboten, was sowohl die Volumen als auch die Farben betrifft, da sie sich dazu entschieden haben viele Zuschnitte und Wandpanels zu nutzen um die Fassaden darzustellen, an der Decke aufgehängten Tüll um das Blattwerk zu symbolisieren, Orange um die Straßen zu realisieren, Violett für die Kathedrale… Es ist eine experimentelle Ästhetik, die man nicht zu sehen gewohnt ist.
Wiedereröffnung des Musée zoologique (Straßburg) am Freitag den 19. September musees.strasbourg.eu
> Kostenloser Eintritt vom 19. bis 21. September anlässlich der Europäischen Tage des Kulturerbes (20. & 21.09.)
journeesdupatrimoine.culture.gouv.fr
> Im Rahmen der Restaurierung der Freske von Georg Hacker im Eingangsbereich der Institution, ruft das Zoologische Museum zu Spenden auf : fondation.unistra.fr