Anne Marie Maes und Alchimia Nova in der Kunsthalle Mulhouse

Bee is a Bee is a Bee, 2022, performance au Palais de Tokyo © Photo : Margarita Maximova

Die Imkerin und Biochemie-Studentin Anne Marie Maes aus Brüssel erobert die Kunsthalle von Mulhouse mit ihren organischen Werken, die die Frucht einer poetischen Alchimia nova sind.

Zwischen Labor für verrückte Experimente und Kuriositätenkabinett für Gelehrte hat Anne Marie Maes, für eine verblüffende Ausstellung das Museum in Mulhouse eingenommen, wie einen privilegierten Beobachtungsposten der Natur, in ihrer ganzen mysteriösen Komplexität und ihrer faszinierenden Schönheit. Hier bizarre mikrobielle Häute in Kupfertönen (Sensorial Skins, 2017), Bahnen aus organischen Stoffen, die die belgische Künstlerin ausgehend von gegärten Mikroben und Hefe entwickelt hat, die mit Kombucha, schwarzem Tee oder Hibiskus verziert sind, je nach der Farbnuance, rosafarben, bräunlich, die sie ihnen verleihen will… Dort erstaunliche Gemälde (Fluid Interactions, 2023), sorgfältig aneinandergereihte Quadrate, deren Bienenwachs-Güsse eine zarte Farbpalette von Gelb-und Grautönen enthüllen, in denen es vor gesprenkelten Zeichnungen der eisenoxidierenden Mikroorganismen wimmelt. Die Künstlerin entwirft seit mehreren Jahren ein höchst ästhetisches und sensibles – überraschend poetisches! – Werk, das sich ebenso auf die wissenschaftliche Forschung und die Mikrobiologie wie auf ihre Leidenschaft für die Nektarsammler stützt.

Anne Marie Maes: Sensorial Skins, 2017
Anne Marie Maes: Sensorial Skins, 2017

Davon zeugt Bee space, ein speziell eingerichteter dunkler Raum, in dem zwei Videoinstallationen den Besucher ins Zentrum der Kolonie eintauchen lassen und ihn auf Augenhöhe mit dem unendlich Kleinen bringen. Variation Games (2017- 2018) ist in der Tat das Ergebnis einer langen Verhaltensstudie der Bienen, die Mithilfe von höchst spezialisierten Kameras realisiert wurde, welche im Bienenstock platziert waren. Der Film zeigt abwechselnd, vor dem Hintergrund eines intensiven Summens, Arbeiterinnen, die das Nest bauen und große futuristische Aufnahmen, die dank eines Mikroskops gemacht wurden, auf denen die Haare einer von ihnen sich in einen roboterartigen Panzer aus Lanzen oder Spießen verwandelt. Gegenüber ist A Bee is a Bee is a Bee (2022) eine Aufnahme der gleichnamigen Performance, die von der Künstlerin im Palais de Tokyo realisiert wurde. Alveolen, Rhizome, Flechten… Anne Marie Maes schöpft aus der Natur wie aus einem Repertorium an Materialien, Formen und unendlichen Farben. Zu dieser Gelegenheit hat sie sich mit dem Team von Pierre Fechter, Forscher in Biotechnologie am CNRS in Straßburg zusammengetan und unter anderem Microbial Life (2022) kreiert, ein Ensemble von Skulpturen in Form von Winogradsky-Säulen, oder auch das majestätische Pantone Alsace: Reading the Landscape (2023), das den Rundgang auf die schönste Art und Weise abschließt. Stachlige Schalen der Gewöhnlichen Rosskastanie, Färberkrapp, Faulbaum oder auch Japanischer Staudenknöterich: Sie hat aus den in der Region gesammelten Pflanzen und Pilzen Pigmente gewonnen, um in drei wunderschönen gewebten Wollteppichen, den schillernden Farbfächer der Landschaften der Oberrheinischen Tiefenebene zu präsentieren.

Anne Marie Maes: Sensorial Skins, 2017 © Jean-Jacques Delattre

In der Kunsthalle (Mulhouse) bis zum 30. April

kunsthallemulhouse.com

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