Abdelkader Benchamma erforscht die Geologie der Sintflut

© Steeve Constanty

Mit Geologie der Sintflut erkundet Abdelkader Benchamma die Universalität der Mythen, zwischen wässrigen und irdischen Welten.

Die Arbeit von Abdelkader Benchamma entfaltet sich, so sagt er, „in einem Raum zwischen Wissenschaft und Glauben, Geologie und Magie“. Mit dieser Ausstellung hat er die Sintflut als Dreh-und Angelpunkt gewählt, eine Episode, die ebenso in Mesopotamien wie im alten China präsent ist, bei den Mayas und bei den Indianern Nordamerikas oder im Koran und im Alten Testament. Indem er die Zeichnung nutzt, deren Möglichkeiten er völlig erkundet, um ihre Grenzen zu überschreiten, präsentiert der Künstler einen Rundgang, bei dem die permanenten Änderungen des Maßstabs zum Nachdenken einladen: Kann die menschliche Psyche von gemeinsamen Prinzipien strukturiert werden? Hat sich ein Mythos im Laufe der Länder und Epochen weitervermittelt und verändert? Der zentrale Saal der Fondation François Schneider ist so in eine riesige Installation in situ verwandelt worden – eine Vorgehensweise, die der Künstler häufig nutzt – bei der Wandfresken auf mysteriöse Hügel antworten. Lignes de rivages (Uferlinien, 2023) – ein Titel, der an die Spuren erinnert, die das Wasser auf dem Felsen hinterlässt, Überreste möglicher vergangener Katastrophen – ist eine „mentale Landschaft, die Fragmente aus Geschichte und Mythologie versammelt, wie phantastische Tore, die einen Zugang zu einer anderen Welt ermöglichen“, fasst er zusammen. Untergang. Abdruck. Spuren. Das Wasser ist präsent wie eine Markierung, ein „Nachlebendes Bild“ um den Titel eines Buchs von Georges Didi-Hubermann aufzunehmen, der schreibt: „Ein Bild ist das Ergebnis von Bewegungen, die sich provisorisch in ihm abgelagert oder kristallisiert haben. Diese Bewegungen durchdringen es, haben je eine Flugbahn. Sie beginnt in der Ferne und setzt sich weit über das Bild hinaus fort. Sie zwingen uns dazu sie als einen Moment der Energie oder der Dynamik zu denken.“

Abdelkader Benchamma © Steeve Constanty
Abdelkader Benchamma © Steeve Constanty

Einige Stufen weiter unten trifft man auf das Kometenbuch (2023), eine Serie von Miniaturen, die von einem Werk aus dem 16. Jahrhundert inspiriert sind: Zwischen Astrophysik und mittelalterlichem Glauben beschäftigt sich Abdelkader Benchamma mit dem Ursprung des Lebens auf der Erde. Zahlreiche Wissenschaftler denken in der Tat, dass es von Meteoriten stammen könnte… Die Serie vereint Farbexplosionen – der Künstler scheint immer mehr zur Präsenz der Farbe in seinen Kompositionen zu stehen – und andere unsinnige kosmische Räume, ohne einen albtraumhaften und absurden Anblick von Schiffbrüchigen zu vergessen, die versuchen ein kleines Boot zu erreichen, das vom Sturm hin- und hergeweht wird und an ein schwimmendes Schwimmbad erinnert. Eine Serie von Zeichnungen, die der Ausstellung ihren Namen verleiht, beschreibt anschließend Himmel und Erde, die von explodierenden Wasserhosen verbunden werden, welche an ein Feuerwerk erinnern. Der Besuch endet mit fünf Animationsfilmen, meditativ und melancholisch, die auf riesige Bildschirme projiziert werden, Variationen zu einem hypnotisierenden Soundtrack, der ebenso an Solaris wie an Moebius erinnert, in denen Kreaturen mit Tentakeln aus Wasser auf organische Grotten antworten, um beunruhigende futuristische Welten zu schaffen.

Abdelkader Benchamma © Steeve Constanty

In der Fondation François Schneider (Wattwiller) bis 24. September

fondationfrancoisschneider.org

> Performance Conférence sur la crise von Morgane Baffier und Projektion von Irma to Come in Earnest von Julius von Bismarck (17.06.)

Das könnte dir auch gefallen