Entdeckung von Carl Schluch und Frankreich im Städel Museum
Carl Schuch und Frankreich erlaubt es einen österreichischen Maler (wieder) zu entdecken, der das 19. Jahrhundert mit seiner Arbeit zur Farbe erhellte.
Der verkannte Carl Schuch (1846-1903) lässt sich in einem ästhetischen Raum verorten, der zwischen den beiden Totems der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts liegt, die der Realismus und der Impressionismus sind. Er, der ohne Unterlass nach einem persönlichen Weg suchte, schrieb im Übrigen, in einem Brief vom 31. Mai 1883: „Ich möchte am liebsten gar nichts, weder Impressionismus noch Leibl, weder Daubigny noch Millet, ich möchte treu und ehrlich sein können und nicht ein Verhältnis zur Natur wie Troyon oder X oder Y, sondern wie ich selbst, wenn ichs könnte.“ Anhand von rund siebzig seiner Werke – die einen Dialog mit rund fünfzig Leinwänden von Künstlern wie Chardin, Fantin-Latour, etc. eingehen –, beginnt diese reichhaltige Ausstellung mit einem Überblick über die Karriere eines Reisemalers – insbesondere in Venedig installiert zwischen 1876 und 1882 – der zum Leibl-Kreis gehörte, der Anfang der 1870er Jahre in München rund um den berühmten deutschen Künstler gegründet wurde, dessen Hauptfigur Gustave Courbet ist. So entdeckt man die Freundschaft zwischen Schuch und Wilhelm Trübner (1851-1917): Der Vergleich zwischen ihren jeweiligen Darstellungen eines jungen Mannes, der in einem Schrank wühlt um aus ihm eine Schnapsflasche zu holen (Der erste Versuch, 1872) zeigt ihre Verwandtschaft.



Es ist nichtsdestotrotz der zweite Teil des Rundgangs, der die meiste Aufmerksamkeit auf sich zieht. Er konzentriert sich auf die „Pariser Jahre“ (1882-1894) von Carl Schuch, entfaltet sich in fünf thematischen Sälen, in denen man sieht, wie sein Stil freier wird, er sich für die Avantgarden öffnet, er, der der Ansicht war, dass „Monet der Rembrandt des Lichts im Freien“ sei. Er realisiert zahlreiche Still-Leben, erkundet die Möglichkeiten der Farbe. Das sehr schöne Hummer, Zinnkanne und Spargelbund (1884) – eine der vier Repräsentationen der Pflanze – geht einen Dialog mit einem unglaublichen Ölgemälde von Manet (1880) ein, das seine Matrix darstellt. Und man ist fasziniert von der farblichen Suche des österreichischen Malers der subtile Gleichgewichte erreicht wie in Kürbis, Pfirsiche und Weintrauben (um 1884-97), mit gewagten Kontrasten zwischen warmen Orangetönen und eisigem Blau. Manchmal ist es auch schwer nicht an Cézanne zu denken, wie bei drei Variationen rund um Äpfel, die auf einer weißen Tischdecke liegen… Der Besucher ist ebenfalls verführt von den Landschaften wie Birkenwald (1880) – eine Komposition von seltener Strenge – oder Waldinneres beim Saut du Doubs (um 1886-93) – in dem das Licht einen wunderbaren Prozess der Konzentration erfährt – was seine Liebe zu einer Region zeigt, deren Seele er auf brillante Weise wiedergibt, jene in der er mehrere Sommer verbrachte und in der Courbet geboren wurde, dessen freundschaftlicher Schatten über diesen Ansichten schwebt.
Im Städel Museum (Frankfurt am Main) bis zum 1. Februar 2026
staedelmuseum.de