In Freiburg, Eintauchen in das Universum von Marta Kuhn-Weber

Marta Kuhn Weber mit Puppe Marylin Ⓒ Camille Feveile Ayant droit

Mit Marta! Puppen, Pop & Poesie werden wir dazu eingeladen in das Universum der extravaganten und genialen Marta Kuhn-Weber einzutauchen.

Wenn ich an dich denke, zerbrechlicher Titan, umgeben von Glitzer, Gold und Spiegel, wenn ich dich betrachte, große Dame unter den größten, sage ich Marta, die Unqualifizierbare“, betonte die Galeristin Jacqueline Chardon-Le- jeune, die die Werke von Marta Kuhn-Weber (1903-1990) in den 1980er Jahren ausstellte. Eine schöne Definition für eine Künstlerin, die zu lange ein Schattendasein fristete und in der Tat nicht greifbar ist, eine unabhängige Frau, die mit den Grenzen spielte und die Konventionen zerschlug. Der Besucher bleibt sprachlos vor ihren Selbstportraits, Gemälden von starker Delikatesse (Femme, un sein découvert, 1955) und vor allem Photographien, wie dem unglaublichen De l’autre côté du miroir (1928). Es existieren mehrere Aufnahmen, auf denen sie sich in einem Spiegel betrachtet: Dichte, dunkle Haare und exzentrische Kleidung, die Bildhauerin spielt mit dem „Ich“ und Masken in einer stillen und statischen Pantomime, die die Metamorphosen von Cindy Sherman ankündigt, welche sich ebenfalls in verschiedenen Rollen und Verkleidungen in Szene setzt… außer, dass Marta sich nicht in den Figuren auflöst, die sie verkörpert, sie bringt im Gegenteil ihr Wesen bis zum Siedepunkt, wird paradoxerweise eine andere und sie selbst. Gleichzeitig. 

Es bleibt dabei, dass sie fast ausschließlich für ihre rund fünfzig großformatigen Puppen bekannt ist (mit denen sie lebte, einige sind mehr als zwanzig Meter groß), die sie zwischen den 1950er Jahren und dem Ende der 1970er Jahre herstellte. In der Ausstellung werden 36 dieser Kreaturen präsentiert (die vom Museum für Neue Kunst angekauft wurden) die die sozialen Rollen, die Sexualität und die Geschlechtszuordnung hinterfragen. Man trifft auf einige berühmte Persönlichkeiten, echte und imaginäre: Mick (1973) – in der der Sänger der Stones zu einer genderfluiden Ikone mit roten Lippen wird –, Marylin II (1963) und Brigitte (1956), zwei zutiefst freie Frauen, oder auch Madame Edwarda (1967), eine Hommage an das gleichnamige Buch von Bataille dessen Heldin aus der Überschreitung der Verbote das Mittel des Zugangs zum Göttlichen macht. Wir mögen auch Salvador (1977) in dem der Maler mit rotglühendem Gesicht dargestellt wird und einem erigierten und übergroßen Geschlechtsteil – das Dalí in seiner Hand hält, mit einem Bezug auf Grand Masturbateur (1929) – ein männliches Glied, das so lang ist, dass es… lächerlich wird. Berühmte oder anonyme Hampelmänner aus Stoff (wie der beunruhigende Clown VI, 1960), die Figuren aus Leinenstoffen, Hanffasern, Wolle, Seide, synthetischen Fasern, Samt, Filz, etc. üben eine starke Faszination aus, da sie sich auf sehr aktuelle Weise gegen die soziale Ordnung auflehnen. 


Im Museum für Neue Kunst (Freiburg im Breisgau) bis 21. September 
museen.freiburg.de 

> Parallel dazu werden Filme rund um den französischen Art Brut-Künstler Michel Nedjar (geboren 1947) projiziert, der ein Freund von Marta Kuhn-Weber war 

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