Der gute Wein wird auf dem Weingut L’Au-delà unter Freunden gemacht
Das Weingut Domaine de l’Au-delà überschreitet die Grenzen des elsässischen Weins und ist eine echte Winzergenossenschaft aus Freunden.
Eine brennende Leidenschaft“: So beschreibt der Architekt Josselin Lutz – Gründer des Architekturbüros Oslo, dem man unter anderem das Gebäude Osmose, einen Steinwurf vom Europäischen Parlament entfernt verdankt – seine Beziehung zum Wein. Deswegen hatte er im Jahr 2019 eine Parzelle von 10 Ar mit brachliegenden Weinreben bei Saint-Pierre-Bois, im Val de Villé gekauft: Nach einer „Turboausbildung an Ort und Stelle bei Jean Pierre Rietsch“, legt er los, holt sich Rat bei seinen Freunden zu denen Arthur Bohn gehört, dessen Weingut Domaine de Reichsfeld eine Referenz für Liebhaber gut gemachter Flaschen ist: „Ich rief ihn an um zu sagen, dass es nicht in die richtige Richtung lief, fragte ihn nach Lösungen“, lacht er. Nach und nach entscheiden sich die beiden Kumpane, die sich in der Winstub Au Pont Corbeau der elsässischen Hauptstadt getroffen haben (wo sonst?), zusammenzuarbeiten. In wenigen Jahren steht ein Projekt auf den Beinen, nimmt weitere Freunde auf, die Trauben mitbringen, so dass sie seit 2021 rund 3 Hektar bewirtschaften, zwischen 15 000 und 20 000 Flaschen pro Jahr produzieren, in einem Weinkeller in einem Gebäude aus dem Jahr 1677.
Der Name des Weinguts spiegelt seine Philosophie wider: „Rebsorten, Anbaugebiet, Keltern… Unsere Weine gehen über Standards hinaus und lassen sich von den altüberlieferten Methoden mit einem Minimum an Eingriff inspirieren: einheimische Hefe, kurze Mazeration, vertikale Presse, Gärung in Amphoren, langer Ausbau auf Hefe“, fasst Arthur zusammen. Gamay-Versuche, Agroforstwirtschaft, Mazerationen in rauen Mengen… Das Weingut ist an der Spitze mit seinen Naturweinen – „Wenn ein oder zwei Gramm Schwefel hinzugefügt werden müssen, um ein Umkippen zu vermeiden, machen wir das. Wir sind keine Extremisten“, präzisiert nichtsdestotrotz Josselin –, wie Infini. Der Jahrgang 2022 dieses Pinot Noir – ein schöner Ausdruck der höher gelegenen Weinbaugebiete aus Schiefer und Sandstein, rund um den Ungersberg – bringt mit seinen würzigen Aromen Intensität in den Mund. Wir lieben ebenfalls den granithaltigen Riesling Frankstein – aus dem Grand Cru von Dambach-la-Ville – mit seinem feinen Salzgehalt oder Confusion, eine 21-tägige Maischung von Pinot Gris mit einer Johannisbeeren-Farbe und einer großen Lieblichkeit. Wir haben es verstanden, die beiden Männer sind noch nicht am Ende ihrer Amüsements und Experimente: „Am Fuchsbuhl Rain, gibt’es d’r beste rote wein!“ sagt das elsässische Sprichwort, aber seit mehr als achtzig Jahren wurde dort kein Rotwein produziert, die Trauben gehen an die Winzergenossenschaft. Das Au-delà besitzt einige Weinberge in diesem Amphitheater von sechs Hektar, dessen Boden derselbe wie jener des Grand Cru Muenchberg ist: Es wird also bald möglich sein zu wissen, ob die Volksweisheit stimmt…
Domaine de l’Au-delà, 4 passage de l’Ungersberg (Reichsfeld)
lau-dela.fr