Zurück in die Zukunft mit Benjamin Epps

Photo de von Nicolas Despis

Eine hohe Stimme, ein prickelnder Geist und nüchterne Oldschool-Produktionen. Auf Fantôme avec Chauffeur, macht Benjamin Epps den Rap der Neunziger wieder aktuell.

 

Seit Ende 2020 ist ihr Name in aller Munde: Das neue „Phänomen“ des französischen Hip-Hops. Was ist ihr
Werdegang?

Ich wurde in Libreville in Gabun im Viertel Bellevue II geboren. Dort bin ich aufgewachsen, bevor ich 2015 für mein Soziologie-Studium nach Frankreich kam. Vor einem Jahr habe ich eine EP mit dem Titel Le Futur herausgebracht, die sehr gut angekommen ist und von den Medien präsentiert wurde. Und dann ging es richtig los. Seitdem habe ich den Eindruck einen Traum zu erleben. So sehr, dass ich manchmal im Internet prüfe, ob das wirklich der Realität entspricht [lacht].

Wie haben Sie das Rappen gelernt?
Wie alle jungen Afrikaner habe ich Musik über das Fernsehen gehört: MCM, Trace TV, etc. Sehr schnell wollte ich wie meine großen Brüder sein, die NTM, Mafia K’1 Fry oder La Cliqua hörten. Der älteste der Familie, Cam, ist ein Pionier des Raps in Gabun. Auf seinen Spuren habe ich gelernt meine Flows einzusetzen.

Was sind ihre musikalischen Einflüsse?
Die Einflüsse sind zahlreich, aber sagen wir, dass es wirklich mit der kongolesischen Rumba beginnt, mit dem Meister Franco Luambo. Ich war sehr geprägt von den scharfen Worten, mit denen er die Gesellschaft und die afrikanische Politik der 1960er Jahre beschrieb. Ich habe auch den Jazz von John Coltrane gehört… und dann natürlich Rap, vor allem amerikanischen, mit Notorious B.I.G., Nas oder Jay-Z.

Ihr neues Album beginnt mit dem Titel Notorious
Biggie hat die Geschichte des HipHops geprägt indem er einen intimeren Stil erfand, eine Kreuzung zwischen
persönlicher Geschichte und SozialChronik. Er hat mit nichts angefangen und ist, dank der Intelligenz der Reime
und der Lebhaftigkeit seines Flows, eine Legende geworden. Alles ist schön an der Geschichte dieses bösen Jungen, außer das Ende.*

Der Name diese Werkes, Fantôme avec chauffeur ist eine Anspielung auf den Film von Gérard Oury?
Als ich klein war, war er in Gabun oft im Fernsehen zu sehen. Als ich das Album mit dem Beatmaker Le Chroniqueur sale vorbereitete – der immer eine Maske in Form eines Totenkopfs trägt – kam er wie selbstverständlich. Wir haben übrigens überlegt Filmpassage zu sampeln, aber das ist rechtlich kompliziert. Schade: Übergänge mit den Stimmen von Jugnot oder Noiret, das wäre Spitze gewesen!

Ihre Texte sind sehr ausgearbeitet, voller Referenzen, Assonanzen und Alliterationen…
Für mich liegt die Essenz des Raps in der Sprache und in der Botschaft, ob diese tiefgründig oder oberflächlich ist. Es ist Poesie. Das ganze Gewicht liegt auf dem Rhythmus und dem Klang der Worte.

Sind Respektlosigkeit und Überheblichkeit ein weiteres Markenzeichen?
Ich komme aus einem Milieu des Raps mit vielen Konflikten. Ich habe so am Gymnasium angefangen. Seitdem bin
ich reifer geworden, aber ich habe immer noch Lust an der Provokation. Der Ego-Trip, vernichtende Punchlines… das gehört zu dieser Kultur. Es ist nicht nur ein Motor zur Selbstverherrlichung, es ist auch eine gewisse Vision des Raps, die ich verteidige.


In La Vapeur (Dijon) am Donnerstag den 2. Dezember, im Chat Noir (Genf) am Donnerstag den 9. Dezember und im SAS (Delémont) am Samstag den 11. Dezember

mocabenation.com 

* Vor dem Hintergrund der Rivalitäten zwischen Rappern der West und East-Coast wurde Notorious B.I.G. mit 24 Jahren durch Schüsse getötet, während er 1997 mit seinem Auto an der Ampel stand

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