merci, neues Album zwischen Rap und Poesie von Wallace Cleaver

An der Grenze zwischen Rap und Poesie skizziert Wallace Cleaver, in einem sehr urbanen Hip-Hop-Kosmos, sein Universum eines „Landeis mit einem Hang zum Luxus“.

Aus Saint-Laurent-Nouan stammend – SLN, wie er es nennt – hat jener, der mit richtigem Namen Léo Gond heißt, aus der Ländlichkeit immer sein Alleinstellungsmerkmal gemacht. Er wuchs im Loir-et-Cher auf, zwischen „Café Crème und dem sanften Sound von KTM“ und entdeckten den Rap dank seiner Großmutter. Als Verantwortliche für einen audiovisuellen Verein für Kinder bietet sie ihm die Gelegenheit die Größe des Genres, Oxmo Puccino, kennenzulernen. Der Zauber wirkt. Es ist entschieden: „Léo der Kleine“ wird Rapper. Später in die Hauptstadt gerufen um dort sein Studium der Geisteswissenschaften aufzunehmen, sieht er die Möglichkeit hier sein musikalisches Projekt zu entwickeln. Von der Uni bleibt ihm eine tiefe Bewunderung für Marcel Proust, der ihn in seinem Schreibstil inspiriert, gleich- zeitig echt und metaphorisch, poetisch aber spitz. Auch wenn der Autor einer seiner größten Einflüsse zu sein scheint – er benennt zwei Werke in Hommage an ihn – ist es ein anderer Marcel, dem er merci (2024) widmet: seinem verstorbenen Großvater.

Wallace Cleaver – pardon


„Seit zehn Jahren drehe ich die erste Kippe des Päckchens um und erst jetzt zahlt es sich aus“. Anhand dieses treffenden spoken word ist es das nüchtern – und überraschend – betitelte , auf das der Siebenundzwanzigjährige dieses sechste Album aufbaut, zwischen Dankbarkeit und Verbitterung. Anhand elf sensibler und bewusster Titel, thematisiert er mit Nostalgie seine junge Existenz. Beginnend mit seiner Familiengeschichte, wobei das Ensemble mit berührenden Aufnahmen seiner Nächsten gespickt ist. Er lässt es nicht aus, seine Komplexität zu beschreiben: „Genervt spricht meine Familie in Lautmalereien, sie kommunizieren mit dem Herzen, gehen nicht gerne einen Dialog ein“ (pardon), aber ebenfalls seine Liebe, wie seine tiefe Bewunderung für seinen Ahnen: „Ich würde ihm gerne sagen, was er mir alles beigebracht hat, vor allem wie sehr er mir fehlt“ (plus rien n’est grave). Mehrere Echos auf seine vorherige Platte, baiser, erklingen ebenfalls. So kommt er zu einem seiner roten Fäden zurück: Die abgebrochene Liebesgeschichte zu der Frau die er „die Sonne“ nennt. Während er im Jahr 2023 „danke für den Schmerz“ sagte, als er selbst die Beziehung beendete, installiert sich heute ein Gefühl des Bedauerns: „Und viele Male fühle ich dich in den Händen anderer Mädchen, die bei mir nichts Großes auslösen, sondern alles Komische“ (marcel.). In dieser konstanten Selbstbetrachtung geht von seinen Texten eine echte Universalität aus. Obwohl sein Erleben einzigartig ist, kann sich jeder mit ihnen identifizieren, zwischen komplexen Familienbeziehungen, Spleen einer ländlichen Jugend und zerreißenden Liebesbeziehungen.


Beim Festival Caribana (Nyon) am Freitag den 6. Juni, bei den Francofolies (Esch-sur-Alzette) am Samstag den 7. Juni, bei Décibulles (Neuve-Église) am Freitag den 11. Juli, beim Golden Coast Festival (Dijon) am Freitag den 5. September und im Noumatrouff (Mulhouse) am Samstag den 8. November
wallacecleaver.fr

Erschienen bei BORO & Epic Records
sonymusic.fr


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