Theater Basel: Das Rheingold und Die Walküre

© Ingo Höhn

Ein neuer Ring, der von Benedikt von Peter inszeniert wurde, beginnt im Theater Basel mit Das Rheingold und Die Walküre. Achtung ein Wagner-Ereignis!

Der Tod der Helden erscheint als grausame Konsequenz, die das patriarchale System Wotans einfordert“, fasst Benedikt von Peter bezüglich seiner Inszenierung der Tetralogie zusammen, der ersten im Theater Basel seit mehr als vierzig Jahren. Der Intendant des Schweizer Hauses, der hier die Beziehungen in einer dysfunktionalen Patchworkfamilie untersucht, die oft an einem langen Tisch sitzt, gibt den Ton an. Sehr zeitgenössisch also! Der Vorhang hebt sich mit Das Rheingold, dem Prolog dieser Opern-Orgie mit mehr als sechzehn Stunden Musik und die (gesprochene) Stimme von Brünnhilde erklingt. Dies war bei Wagner nicht so vorgesehen… Sie erinnert sich an eine vergangene Epoche, kommentiert manchmal die Handlung und kündigt den modus operandi des Werkes an: Die vier Opern sind aus Erinnerungsfragmenten gemacht, in denen sie sich ihre Kindheit ins Gedächtnis ruft. Und der Zuschauer trifft, zum Beispiel, auf Siegfried als Kind, vor einem stilisierten und todschicken Haus, das Walhall darstellt und sporadisch in Flammen aufgeht. Um zu verstehen, was sich auf der Bühne und in einem Puppentheater für Kinder abspielt, ist es von Vorteil das Originalwerk (gut) zu kennen, um nicht ins Schwimmen zu geraten. Neben diesem kleinen Wermutstropfen ist die Kraft der präsentierten Bilder zu loben, mit prächtigen und gigantischen Marionetten, die die Rheintöchter darstellen, welche sich sachte im Schwarz der Bühne wiegen oder Alberich, eine kolossale Kröte mit pustulöser Haut.

Theater Basel
© Ingo Höhn

Unter der Bühne versteckt – eine Anspielung auf den „mystischen Abgrund“ in Bayreuth – zeigt sich das Sinfonieorchester Basel von seiner besten Seite, spielt unter einem Gitterboden, unter der sicheren und dynamischen Leitung von Jonathan Nott: Selbst wenn man sich nicht auf dem „grünen Hügel“ befindet, nimmt die Musik buchstäblich den Raum ein, umhüllt die Zuhörer sehr viel mehr, als wenn sie aus einem traditionellen Orchestergraben käme, überdeckt nie die Sänger, die die hohe Qualität des Ensembles des Hauses illustrieren, wie zum Beispiel Nathan Berg, ein heroischer und kraftvoller Wotan, der durch seine stimmliche Leistung und Präzision überzeugt. Hervorzuheben sind ebenfalls die drei Rheintöchter, verkörpert von den wunderbaren Inna Fedorii, Valentina Stadler und Sophie Kidwell, Mitglieder von OperAvenir, die in Basel junge Sänger ausbildet. Wir erwarten die Fortsetzung (und das Ende) dieser Geschichte mit Spannung, denn natürlich werden die Konsequenzen der patriarchalischen Dominanz Wotans ein tragisches Ende nehmen. Das Ende der Geschichte ist bekannt, fragt man sich, wie Benedikt von Peter es auf der Bühne umsetzten wird.


Im Theater Basel, Das Rheingold, am Freitag den 6. Oktober, dann am 8., 17. und 22. Juni 2024 und Die Walküre, am Dienstag den 3. und Samstag den 7. Oktober, dann am 9., 18. und 23. Juni 2024

theater-basel.ch

> Ein ganzes Festival befasst sich mit Wagners Werk mit Rheinklang, Ein Chorritual (06.10., Theaterplatz), Der Yopougon-Ring oder die Tetralogie aus einer postkolonialen Perspektive (01., 04., 05. und 08.10.) und Gold, Glanz und Götter, ein erstaunlicher Parcours (01. & 08.10.)

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