Sympathy for the devil

Photo de Jean-Louis Fernandez

Der Choreograph Akram Khan lässt sich für Outwitting the devil von Gilgameshs Legende inspirieren und erzählt die Laufbahn eines Helden, von seinem destruktiven Streben nach Macht bis zur Weisheit.

Ein König. Ein Held. Ein sumerischer Höllengott. Zwischen Tigris und Euphrat, dem aktuellen Südosten des Irans, wurde sechsundzwanzig Jahrhunderte vor unserer Zeit eine der ältesten epischen Erzählungen geschrieben. Gilgamesh ist die zentrale Figur des Stückes von Akram Khan. Die Episode, in der man ihn sieht, während er gemeinsam mit seinem wilden Begleiter Enkidu einen riesigen Zedernwald zerstört, obwohl dessen Schönheit ihnen den Atem raubte, dient als Metapher für die Natur, die heute vom Menschen zunichte gemacht, von den Flammen vom Amazonas bis nach Australien verschlungen wird. In Outwitting the devil nimmt er die Züge eines alten Mannes mit den Allüren eines Landstreichers an, mit abgemagertem Gesicht, nur mit einer Hose bekleidet. Da er sein nahes Ende spürt, erinnert er sich an seine vergangene Allmacht inmitten der Dämonen, die ihn in seinem eigenen destruktiven Wahnsinn begleiteten, in dem er die Welt seinem Willen unterwerfen wollte. Ein Wachalbtraum in einem apokalyptischen Ruinenfeld aus dunklen Steinen, das ebenso ein Friedhof für verdammte Seelen sein könnte. Die Gespenster, die ihn auf seinem Weg begleiten um Den Teufel zu täuschen sind erschüttert, besessen von einer seltenen Intensität der Körper und Gesichtsausdrücke, still schreiende Münder und vernichtende Blicke zu einer musikalischen Partition, die mit der Macht der Erde grollt. Der Londoner Choreograph, der aus Bangladesch stammt, präsentierte eine inspirierte, visuelle und sensorielle Erfahrung, in der der junge Gilgamesh mit seinem gealterten Antlitz konfrontiert wird, wo die plötzlichen Anfälle der Einen in den umstehenden Körpern Verpuffungen erzeugen. Festgefrorene Positionen, die in ruckartigem Rhythmus zerplatzen, erschreckende Besessenheit und Tanz, der ebenso lebendig wie vibrierend ist und die Interpreten reihum erfasst. Der Hüter des Waldes, ein Kollateralopfer des Wahnsinns des tyrannischen Gottes, bricht mit der permanenten Spannung, lässt den Geistern, die ihn heimsuchen keine Ruhe, mit einer testosterongeladenen Energie. Sein Pas de deux mit einer Schutzgöttin der Natur in goldenem Sari, ganz dem Himmel zugewandt, bietet ein Gegengewicht zum Tanz, der den Boden jener erzittern lässt, die ihn wie Unglücksboten umzingeln, wilde Rundtänze ausführen, wenn sie nicht epische lebende Gemälde formen. Ein bedrückendes Untergangsritual eines Idols, auf der Suche nach einem altüberlieferten, verlorenen Wissen, jenes eines Mannes, der die Welt mit Krieg überzieht, bevor er ihre Größe erkennt und sich für eine tausend Jahre alte Weisheit öffnet.

Foto von Jean-Louis Fernandez

In der MALS (Sochaux), am Dienstag den 18. Februar
mascenenationale.eu

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