Night calls


Photo de Derek Li Wan Po / Cartoonmuseum 2020

Night Animals lässt den Besucher in die bunten Irrfahrten von Brecht Evens eintauchen und wirft einen Blick auf die gesamte Karriere des belgischen Autors.

In nur wenigen Alben hat Brecht Evens (geboren 1986) seinen besonderen Stil durchgesetzt, die Kanons des traditionellen Comics mit Dynamit gesprengt, mit den Schubladen gespielt und jubelnd die Codes dekonstruiert. Er präzisiert mit einem flämisch singenden Akzent: „Im Comic sind die Blasen zum Beispiel außerirdische Elemente in Bezug zu dem was sich graphisch abspielt. Platt und symbolisch stehen sie in Kontrast zum Räumlichen auf der Seite, in der eine Tiefe suggeriert wird. Ich habe also den Trick gefunden, Texte in der Farbe der jeweiligen Figur zu verwenden, um sie zu ersetzen.“ Illustration mit Am falschen Ort (2010), das ihn bekannt macht und seine Antwort in Les Rigoles (2018) findet, einem Werk, das die verträumte Irrfahrt von drei Personen durch die Nacht beschreibt. Hinter der Freude und Trunkenheit ihrer Reise verstecken sich Melancholie und Einsamkeit. Jedes Mal findet man das selbe graphische Paradigma wieder, mit sehr bunten, konturlosen Aquarellen, die mit Gouache vermischt sind. „Ich mag dieses Medium, da es zur Langsamkeit zwingt, zu einer großen Konzentration, weil Reue keinen Platz hat. Es lädt auch zu zufälligen Ausrutschern ein, schönen Unfällen“, präzisiert er.

© Brecht Evens, “Panthère”, Actes Sud, 2014, Courtesy Galerie Martel, Paris

Der Besucher der die Ausstellungssäle des Cartoonmuseums durchstreift, die jeweils einem Album gewidmet sind, entdeckt Originale voller Details, wie bei einem Gemälde von Bruegel, auf dem die künstlerischen Referenzen zu Giotto, Giorgione oder Matisse reichlich vorhanden sind. Er hat sogar den Wanderer über dem Nebelmeer von Caspar David Friedrich auf den Rausch der Großstadt übertragen, seinen Lieblings-Spielplatz – als Metapher für die inneren Schwebezustände seiner Figuren – , den er verlässt um Die Amateure (2013) zu schreiben. „In einem „städtischen“ Buch sind die Personen organisch und stehen in Kontrast mit strukturierten Dekors, die von geometrischen Formen geprägt sind. In einer natürlichen Landschaft ist alles organisch, das ist schwieriger wiederzugeben“, amüsiert sich jener, der auch zahlreiche Cover des New Yorkers illustrierte, die ebenfalls gezeigt werden. Eine weitere seiner Referenzen heißt Charles E. Burchfield, ein amerikanischer Landschaftsmaler, der 1967 verstorben ist: „Er hat es geschafft das Geräusch der Stechmücken oder das Knistern der Stromkabel anhand von graphischen Tricks darzustellen. Ich versuche ebenfalls diese Art von Gefühl zu vermitteln.“ Auch wenn seine Alben graphisch komplex sind, mit einem Spiel der Transparenzen und des Szenenaufbaus, das für die Handlung nicht wichtig ist – „Um den Eindruck zu verleihen, das es überall andere mögliche Geschichte gibt“– ist es der Wunsch von Brecht Evens nichtsdestotrotz „nie den Leser in die Irre zu führen, damit er den Erzählstrang nicht verliert.“

© Brecht Evens, “Les Noceurs”, Actes Sud, 2011, Courtesy Galerie Martel, Paris

Im Cartoonmuseum Basel, bis zum 31. Januar 2021
cartoonmuseum.ch
brechtevens.com

> Sonntagsführungen 11.10., 15.11., 29.11., 06.12., 20.12.. 10.01. (14 Uhr)
> Kuratorenführungen 25.10., 24.01. (14 Uhr)
> Museumsnacht , Live-Zeichnen mit Brecht Evens 22.01.21

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