Museum Ritter : Beat Zoderer und seine Nimbus des Alltäglichen
Nimbus des Alltäglichen durchstreift das Werk von Beat Zoderer dessen geometrische Abstraktionen oft aus einfachen Materialien gemacht sind.
Im Jahr 2005 gründete Marli Hoppe-Ritter, Miteigentümerin von Ritter Sport – der ikonischen quadratischen Schokolade – ein Museum, das dazu bestimmt war ihre Sammlung von rund 1200 Werken zu beherbergen, die repräsentativ für die geometrische Abstraktion sind, mit dem Quadrat als gemeinsamem Nenner. Von der Bewegung, die der Op Art innewohnt, mit OETA, Gemälde aus den Fünfzigern von Vasarely, bis zu den Kompositionen von Willi Baumeister, über die Neonspiele von François Morellet, ist der Rundgang begeisternd. Man findet hier natürlich Werke des Schweizer Künstlers Beat Zoderer (geboren 1955), dem eine monographische Ausstellung gewidmet ist: Nimbus des Alltäglichen versammelt rund sechzig Arbeiten aus vierzig Jahren Karriere von jenem, der berühmt dafür ist, dass er ordinäre Materialien verwendet (Aufkleber, Handtücher, Bänder, etc.) die er in einem Formenspiel organisiert, das man leicht mit der Konkreten Kunst in Verbindung bringen kann. In Departement I-VII (1993), zum Beispiel nutzt er Ordner (was seine Vorliebe für Bürobedarf zeigt: Etiketten, Aufkleber, Hüllen, etc.): Sieben Quadrate, jedes aus vier Ordnern in verschiedenen Farben – ineinander verschachtelt lassen sie ein kleines leeres Karo in ihrer Mitte – sind aneinandergereiht. Dieses „Büromodul“, wie er es gerne beschreibt, schafft eine Spannung zwischen der suggerierten administrativen Strenge und der Poesie der Farben, während der Titel an die Bezeichnung der Schweizer Ministerien erinnert, es sei denn es handelt sich um die Wochentage.
Anderswo ordnet er blaue, grüne, gelbe, etc. Mappen an, schafft ein Prisma aus farblichen Überlappungen von erstaunlicher Schönheit (Transparente Ordnung, 1992) oder rotweiße Baulatten (Baulatten auf Leinwand, 1997) bilden ein Gitter, ein zwanghaftes Karomuster, das unmissverständlich an Mondrian erinnert. Selbst wenn Beat Zoderer zum Maler im klassischen Sinne wird (Subtraktiver Versatz no 1, 2024), passt er sich meistens an den RAL an (Reichsausschuß für Lieferbedingungen, ein System der Kodifizierung der Farben, das 1927 für die Industrie entwickelt wurde). Begeisternd ist diese Ambivalenz, die der Künstler in Kunst und Leben einbringt (indem er die Strenge, die der Konkreten Kunst innewohnt mit einem gewissen Humor dekonstruiert) schon am Werk in den 1980er Jahren mit Billig Bill (1984), einer Hommage an Max Bill (1908-1994), die sein Plakatprojekt für das Helmhaus in Zürich aufnimmt, indem er es in eine Wandskulptur aus Holz, Textilien und PVC-Röhren verwandelt. Wenn die Arte Povera auf die Geometrische Abstraktion trifft ist das Ergebnis erstaunlich!
Im Museum Ritter (Waldenbuch) bis zum 21. September
museum-ritter.de