Mercy me: Erstaufführung von Verdis Stiffelio in Frankreich

Photo de répétition de Klara Beck

Ein verkanntes Werk von Verdi, Stiffelio wird erstmals in Frankreich in der Opéra national du Rhin präsentiert. Über Verrat und Vergebung.

Zu seiner Zeit Opfer der Zensur, kommt Stiffelio wieder Ende der sechziger Jahre ans Licht. Es ist nichtsdestotrotz schwierig zu verstehen, dass das Werk auch heute noch so selten gespielt wird, denn die Partition – eine Zeitgenossin von Rigoletto – ist verführerisch, ihre ästhetischen und moralischen Herausforderungen kündigen La Traviata an. Der Held? Ein strenger und charismatischer evangelischer Pastor, auf der Suche nach dem Absoluten, der in einigen Zügen Brand von Ibsen ähnelt. Aber wieviel wiegen die Aufrichtigkeit und das christliche Ideal angesichts der Falschheit der Seinen? Ist das Vergeben nach dem Verrat möglich? Wie wäscht man sich von seinen Sünden? Ehefrau, Schwiegervater und Freund werden einen teuflisch menschlichen Mann enthüllen… der seiner untreuen Frau die Scheidung anbietet, damit sie ihren Liebhaber lieben kann? 1850 undenkbar! Die Geschichte entfaltet sich in einer isolierten Gemeinde, in einer Welt, die sich als Ideal sieht und für den Regisseur Bruno Ravella dem Universum der Amischen nahe steht. Er zeigt eine menschliche Gruppe „die auf Ordnung, Hierarchie und Bewahrung der Formen aufgebaut ist“, in einem Dekor, dessen Epizentrum eine protestantische Kirche suggeriert, eine von jenen inmitten der großen Ebenen Amerikas.


In der Opéra (Straßburg), vom 10. bis 19. Oktober
In La Filature (Mulhouse), am Sonntag den 7. und Dienstag den 9. November
operanationaldurhin.eu

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