Jazz: Unsere Festivalauswahl!
Vom Pop zum Bebop erlebt man Jazz in diesem Sommer am besten Live im Laufe der zahlreichen Festivals die alle Farbnuancen der blauen Note deklinieren.
Auch in diesem Jahr macht Au grès du jazz den Unterschied mit einem tadellosen Lineup, mit großen Namen und neuen Gesichtern. Der unumgängliche Avishai Cohen (14.08.) tritt zu dieser Gelegenheit im Trio auf, verkörpert gleichzeitig das Erbe und die Erneuerung der Gattung. Die energievolle Flavia Coelho (16.08) lässt ihre sanfte Stimme zwischen tropischem Funk und südafrikanischem Amapiano hin und her spazieren mit Ginga, einer feierlichen Hommage an ihre Jugend. In einer militanteren Art verbindet das Kollektiv Black Lives (10.08.), rund um den Bassisten Reggie Washington, Soul und Jazz vor dem Hintergrund afro-amerikanischer Kämpfe. Jenseits des Atlantiks ein aufsteigender Stern zersprengt die explosive Veronica Swift (15.08.) den Bebop mit Stärke und Glaubwürdigkeit. Eine andere Entdeckung, die man nicht verpassen darf ist der Schweizer Louis Matute, der die Nachfolge mit seinem Large Ensemble (09.08.) sichert, für eine zartbittere Reise entlang sanfter Melodien, die von Saudade durchdrungen sind.
Auf der Seite von Wolfi Jazz kommt die Fusion zu ihren Ehren! Die Veranstaltung bleibt natürlich ihrer DNA treu mit der Legende Chucho Valdés (27.06.), Pfeiler der afro-kubanischen Musik, oder auch dem lebhaften Thomas Dutronc (26.06.), der Gipsy-Swing und französisches Chanson zusammenbringt. Als Anhänger des großen ästhetischen Spagats verbindet das französische Trio [Na] (28.06.) Rockenergie und Klänge aus Äthiopien, während das Sextett Sarāb (28.06.) das syrische und ägyptische Kulturerbe mit Elektro-Loops bekleidet. Der Aufwiegler der kubanischen Szene, Cimafunk (28.06.) gibt die groovige Atmosphäre der Clubs in Havanna wieder, mit einem Cocktail aus Afro-Beat und Hip-Hop. Zum Abschluss überschreitet die strahlende Angélique Kidjo (29.06.) die Grenzen, wenn sie ebenso die Talking Heads, wie Celia Cruz zu afrikanischen, jazzigen oder poppigen Rhythmen neuinterpretiert.
Außerhalb ausgetretener Pfade bestätigt das Festival Météo seine Bestimmung als Wegbereiter mit einem Fokus auf instrumentaler Musik. Auf der Seite der Solisten webt die slowakische Saxophonistin Michaela Turcerová (21.08.) ihr Netz zwischen Abstraktion, tribalen Klängen und zeitgenössischer Dekonstruktion, während die Italienerin Irene Bianco (21.08.) ein minimalistisches Mosaik aus perkussiven und elektronischen Sounds zusammensetzt. Für ihren ersten Auftritt in Frankreich, verspricht die amerikanische Violinistin Gabby Fluke-Mogul (23.08.), eine der großen Figuren der neuen Improvisations-Szene in New York, eine instinktive Performance von durchdringender Intensität. Indem sie den Free Jazz für die Härte des Noise öffnen, wecken die vier Dänen von Selvhenter (21.08.) das Publikum auf, mit nicht weniger als zwei (!) Schlagzeugen, einer Posaune und einem Saxophon. In einer noch experimentaleren Weise interpretiert der Komponist Ewen Couriaut sein bretonisches Erbe mit There will be no miracles here (21.08.) neu, einem Stück, das Dudelsack und Beckenklingel in einem verwirrenden Klangkontinuum verbindet. Außergewöhnlich!