Ersan Mondtag erneuert Der Silbersee von Kurt Weill in Nancy
Eine Seltenheit von Kurt Weill, Der Silbersee wird von Ersan Mondtag im Stil eines verrückten Regietheaters inszeniert.
Nach dem Erfolg seiner Dreigroschenoper stürzt sich Kurt Weill blindlings in diesen Silbersee, der am 18. Februar 1933 uraufgeführt und sehr schnell von den Nazis verboten wurde. „Hinter dem Deckmantel einer abenteuerlichen Fabel hat er besser als jeder andere den Geist einer vergifteten Epoche eingefangen“ fasst Matthieu Dussouillez, der Generaldirektor der Opéra national de Lorraine zusammen. In einer gelungenen Mise en abyme transportiert uns der subversive Ersan Mondtag ins Jahr 2033, in eine Probe dieses antifaschistischen Stücks, während die Rechtsextremen im Begriff sind an die Macht zu kommen. Das Universum ist bizarr und verrückt, der Humor ist schwarz und bissig, die Farben sind grell… „Ich glaube daran, dass die Leute umso mehr das Bedürfnis haben zu Lachen, desto hoffnungsloser die Situation erscheint. Das ist eine Frage des Überlebens“, fasst der Regisseur zusammen, der die Maschinenpistole hervorholt, nicht davor zurückschreckt zu übertreiben, während die Interpreten die vierte Wand durchbrechen, mit dem Publikum in einer haarsträubenden Geschichte über einen Polizisten interagieren, der auf einen Typen schießt, der eine Ananas gestohlen hat. Der Polizist gewinnt im Lotto, kauft ein Schloss, pflegt hier sein Opfer. Verfällt seinem Charme… Das Ganze gerät außer Kontrolle aber ist dermaßen genial, dass man mit Freude in diesen Trubel eintaucht.
In der Opéra national de Lorraine (Nancy) vom 14. bis 20. April
opera-national-lorraine.fr