Eine lichtgeflutete Hommage an Richard Poussette-Dart im Museum Frieder Burda
Der Pionier des abstrakten Expressionismus, Richard Pousette-Dart hat sich nie in eine Schublade stecken lassen: Eine wunderschöne Hommage ehrt ihn mit Poesie des Lichts.
Als Akteur des Verschiebung des Schwerpunkts der Kunst von Paris nach New York im 20. Jahrhundert, nimmt Richard Poussette-Dart (1916-1992) am Aufkommen des Abstrakten Expressionismus in den 1940er Jahren teil. Die Basis seiner Malerei besteht schon aus einem Vokabular – Vögel, Henkelkreuz, Spiralen, Fische, etc. – , das er ab 1939 entwickelt (und dies wird bis in die 1980er Jahre andauern) in Form von kleinen Skulpturen aus Messing, die auch als Schmuckstück dienen können. Diese einfachen geometrische oder organische Formen werden kombiniert, verschlungen, ineinandergeschoben und übereinander gelagert und sind in der Tat die elementaren Komponenten seiner Gemälde. Man findet sie in „spontanen Kaleidoskopen“ wieder, wie der Künstler seine Kreationen bezeichnete, wie bei Undulation (1941-42). Im Gegensatz zu einigen Künstlern der Bewegung – wie Jackson Pollock mit seinen Drippings –, hört unser Mann nicht damit auf zu experimentieren, sagt: „Der Künstler muss auf der Hut sein vor allen Schulen, Ismen, Glaubensbekenntnissen oder Verstrickungen, die dazu neigen aus ihm jemanden zu machen, der er nicht ist.“
Die Retrospektive erkundet diese Diversität der Medien – Skulpturen oder Photographien, darunter ein ergreifendes Portrait von Mark Rothko – und seine bildliche Entwicklung anhand von 140 Hauptwerken, deren gemeinsamer Nenner „das Licht ist, das alles verbindet, was er kreiert“, fasst Charles H. Duncan zusammen, der Direktor der Fondation Richard Pousette-Dart und einer der beiden Kuratoren der Ausstellung. Gotische und byzantinische Einflüsse in der Mitte der Fünfziger – mit mehreren Ölgemälden, die komischerweise an Bleiglasfenster in Kathedralen erinnern und andere, wie Amaranth (1958), an schillernde Mosaike – oder fast durchsichtige White Paintings, üben eine starke Faszination aus. Genauso verhält es sich mit Gemälden vom Ende der 1970er Jahre, in denen nur reines Schwarz und Weiß kombiniert werden: In einer wunderbaren Kalligraphie, erinnert das beeindruckende Wall of Signs (1978-80), ein rätselhaftes Palimpsest, ebenso an Graffiti wie an eine vergessene Sprache… Im Laufe der Jahre scheint sich der Künstler mehr und mehr für die Essenz des Lichts zu interessieren: Man denke an das große Celebration Birth (1975-76), das kurioserweise an La Nuit étoilée von Van Gogh erinnert oder an sein Spätwerk, das zweifelsohne das Faszinierendste ist, wie bei Imploding Black, (1985-86), einem flimmernden Wasserwirbel in dem sich der Blick verliert, oder Lost in the Beginning of Infinity (1991), einem Tondo, das den Rundgang eröffnet, in Form eines Eintauchens in die Untiefen des Universums mit mystischen Anklängen.
Im Museum Frieder Burda (Baden-Baden) bis 14. September
museum-frieder-burda.de