Die Fondation Beyeler würdigt Pirosmani

Niko Pirosmani, Cinq princes banquetant / Gelage der fünf Fürsten / Collection Shalva Amiranashvili, Museum of Fine Arts of Georgia, Georgisches Nationalmuseum, Tbilissi © Infinitart Foundation

Mit rund fünfzig der wichtigsten Gemälde von Niko Pirosmani lässt die Fondation Beyeler einen Vorreiter der Modernität (wieder)entdecken.

Mann aus dem Volk, der bei der Transkaukasischen Eisenbahn arbeitete, kompletter Autodidakt, der an der Seite von Chagall oder Malewitsch im Jahr 1913 in Moskau ausgestellt wurde, Maler von Schildern für die Tavernen von Tiflis, himmlischer Vagabund, der in Armut verstarb, dem Picasso die letzte Ehre erwies… Niko Pirosmani (1862-1918) ist ein mysteriöser Meteor, der die Kunst vom Anfang des 20. Jahrhunderts mit einem wunderschönen Licht erhellt. Die Existenz des geheimnisvollen Georgiers, die voller Grauzonen ist, wurde zu einer Legende und man weiß absolut nichts über seine künstlerischen Intentionen. Im Jahr 1905 verkaufte er sein gesamtes Hab und Gut, um Marguerite de Sèvres eine Million Rosen zu schenken, die in seinem Land auf Tournee war. Eine wahre Geschichte oder ein Mythos, der von einem Hit von Alla Pougatcheva verbreitet wurde, dem Mega-Star des sowjetischen Pop? Das Portrait der französischen Schauspielerin und Sängerin ist ein wahres Meisterwerk, das eine der Haupt-Charakteristika seiner Kompositionen illustriert: Seine Art und Weise, die Farben auf unvergleichliche Weise zum Strahlen zu bringen.


Selbst wenn er oft mit Douanier Rousseau verglichen oder vom russischen Futuristen Mikhaïl Le Dentu, einem seiner Entdecker, als „georgischer Giotto“ bezeichnet wurde, passt Niko Pirosmani in keine Schublade. Zwischen volkstümlicher Tradition und absoluter Modernität verwandelt dieser Vorreiter der Avantgarden die Alltagsszenen des Kaukasus – ein Bankett, eine Bäuerin, die mit ihren Kinder Wasser holt, ein Arzt, der auf seinem Esel durch das Land zieht… – in zeitlose und universelle Allegorien. Auf einem Ölgemälde auf Wachstuch zeigt er einen Fischer in Rotem Hemd, mit sehr reduzierten Mitteln, die ihn in eine Ikone verwandeln: Sein gelber Hut erinnert in der Tat ganz eindeutig an einen Heiligenschein. An anderer Stelle entdeckt man eine Frau mit Bierkrug, in der das Schwarz des, nicht gemalten, Untergrundes, das Rot, Weiß und Gelb zum Strahlen bringt. In derselben Reduktion der Töne auf das Essentielle entfalten sich narrative Landschaften, in denen eine Vielzahl von Ereignissen dargestellt werden (Fest des heiligen Georg in Bolnissi) mit einer erstaunlichen Harmonie, die komischerweise an Brueghel erinnert. Und schließlich bleibt man fasziniert vor seinen zahlreichen großformatigen Tierportraits stehen, vor denen man lange Minuten verweilt: Ziege, Fuchs, Bär in mondheller Nacht, Wildschwein, Giraffe, Reh vor einer Landschaft, etc. Der Maler, der sich wenig um die anatomische Präzision kümmert, repräsentiert die Tiere mit einer großen Sanftheit, er vermenschlicht sie auf gewisse Weise – wie Weisse Bärin mit ihren Jungen, Figur der beschützenden Mutterliebe – mit einer unendlichen Eleganz.

Fondation Beyeler : Niko Pirosmani

In der Fondation Beyeler (Riehen / Basel) bis zum 28. Januar 2024
fondationbeyeler.ch

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